Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

Die französische Staatsumwälzung bis zum Sturz des Königtums. 181 
A. Parteistellung’ und Parteibestrebung-en. 
In der gesetzgebenden Versammlung waren die Anhänger 
des Feudalwesens völlig verschwunden. Dagegen waren die 
Anhänger des verfassungsmässigen Königtums, Mitglieder des 
Klubs der Feuillants, zahlreich vertreten. 
Zum Klub der Jakobiner gehörte noch nicht der vierte 
Teil von den 745 Mitgliedern; aber es waren die unternehmend¬ 
sten und redegewandtesten. Sie hatten bereits die Ein¬ 
führung der Republik als Ziel im Auge. Die Mehrzahl 
wollte die bürgerliche Republik, deren Vorbild sie im 
alten Athen und Rom sahen. Es waren die Girondisten, 
so genannt, weil ihre hervorragendsten Führer1) im Departe¬ 
ment der Gironde gewählt waren. 
Eine kleinere Gruppe, deren Haupt der ausserhalb der 
Versammlung stehende Robespierre war, dachte bereits an 
ein Staatswesen nach dem Sinn Rousseaus, in dem nicht nur 
bürgerliche, sondern auch gesellschaftliche Gleichheit, begründet 
auf möglichst gleichmässiger Verteilung des Besitzes, herrschen 
.sollte, d. h. an die soziale oder (auch spottweise/sogenannte) 
rote Republik. 
B. Der Kampf des Königtums mit der republikanischen 
Richtung’. 
1) Der Beginn des Krieges mit dem Ausland: Da 
die fortwährenden Rüstungen der Emigranten an den Grenzen 
des Reiches , im Gebiete der rheinischen Kurfürsten, eine offen¬ 
kundige Gefahr für die neue Ordnung der Dinge in Frankreich 
bedeuteten, so verlangte die gesetzgebende Versammlung die 
Ausführung strengerer Massregeln sowohl gegen alle Emigranten, 
welche nicht in kürzester Frist zurückkehren würden, wie auch 
gegen die zahlreichen eidweigernden Priester; aber Ludwig ver¬ 
sagte die Bestätigung der gefassten Beschlüsse. Darauf bewirkte 
Lafayette im Bund mit den Girondisten den Sturz des ge¬ 
mässigten Feuillantministeriums. Ein neues, girondistisches 
Ministerium, dessen Seele der ehrgeizige, von selbstsüchtigen 
Beweggründen geleitete General Dumouriez2) war, nötigte 
den König, im April 1792 seinem Neffen, dem Kaiser Franz II., 
der vor wenigen Wochen seinem Vater Leopold II. in der 
Regierung gefolgt war3), den Krieg zti erklären. Dieser weigerte 
!) Vergniaud, Gnadet, Gensonne; ihre Zusammenkünfte hatten sie im 
Haus der geistvollen Frau Roland. 
2) Er wies darauf hin, dass Frankreich sein Gebiet bis zu seinen 
„natürlichen Grenzen'*, als welche er im Osten Rhein und Alpen ansah, 
ausdelmen müsse. 
3) Römischer Kaiser 1792 bis 1806, seit 1804 als Franz I. Kaiser von 
Österreich bis 1835.
	        
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