Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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Napoleon als Gebieter Europas. 
den Rheinbund, dessen Vorsitz der bisherige Kurerzkanzler 
als Fürstprimas und Herr von Frankfurt übernahm1). 
Unter solchen Umständen legte Franz II. die bedeutungs¬ 
los gewordene Würde eines römischen Kaisers nieder 
am 6. August 1800. Damit endigte nach mehr als tausend¬ 
jähriger Dauer (las alte deutsche Kaisertum. 
C. Der Krieg’ gegen Preussen und Russland. 
1) Die Demütigung Preussens: Nur zu bald sollte Fried¬ 
rich Wilhelm III. die nachteiligen Folgen seiner bisherigen 
Zurückhaltung, namentlich aber des Vertrags von Schönbrunn, 
erfahren. Er hatte dadurch auf der einen Seite die Freund¬ 
schaft der alten Grossmächte Europas eingebiisst, ohne auf der 
ändern Seite dafür in Napoleon einen aufrichtigen Bundes¬ 
genossen gewonnen zu haben. Vielmehr behandelte dieser den 
Berliner Hof, wie er schon während des dritten Koalitions¬ 
krieges unbedenklich die preussische Neutralität verletzt hatte2), 
so nach dem Ausgang desselben mit offener Missachtung. Nicht 
nur verhinderte er die von Preussen erstrebte Bildung eines 
norddeutschen Bundes, sondern er erbot sich sogar, gegen Ge¬ 
währung eines erträglichen Friedens mit England Hannover an 
Georg III. zurückzugeben. Auf die Kunde von solch zwei¬ 
deutigem Verhalten entschloss sich Friedrich Wilhelm III.. zu 
den Waffen zu greifen. 
a. Der Feldzug 1806: Während‘Napoleon ausser seinen 
französischen Truppen, die meist schon in Süddeutschland 
standen, noch die der Rheiubundstaaten zur Verfügung hatte 
und auch die Polen durch die Vorspiegelung einer Wieder¬ 
herstellung ihres Vaterlandes zur Heeresfolge bestimmte, hatte 
Preussen bloss in Kursachsen und Weimar Bundesgenossen. 
Sein Heer befand sich keineswegs in einem den Forderungen 
der Zeit entsprechenden Stand, und der Hochmut, womit manche 
Offiziere auf den korsischen Emporkömmling herabblickten3), 
sollte bald in das Gegenteil umschlagcn. 
Gleich der erste Zusammenstoss, das Vorpostengefecht 
bei Saalfeld4) am 10. Oktober 1806, brachte den Preussen 
eine Niederlage. Vier Tage später schon fiel die Entscheidung. 
J) Damals wurden Baden und Hessen-Darmstadt Grossherzogtümer; die 
Gebiete der kleineren Reichsstände wurden den grösseren zugesprochen, ihre 
bisherigen Inhaber mediatisiert; Nürnberg kam au Baiern. 
2) Indem er dem General Bernadotte Befehl gab, durch preussisclies 
Gebiet (Ansbach) zu ziehen. 
3) Der General Büchel äusserte: „Generale, wie Bonaparte, hat unsere 
Armee mehrere aufzuweisen.“ 
4) Stadt in Sachsen-Meiningen, an der oberen Saale.
	        
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