fullscreen: Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus

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als er seinen Herrn nach Yineta zurückbrachte, und dieser 
nahm sich vor, ihn nie zu verkaufen und ihn nie zu verstossen, 
sondern ihm täglich drei grosse Metzen Hafer zu geben, bis er 
stürbe. Doch allmählich vergass es Usedom, dass er dem Schim¬ 
mel sein Leben verdankte, und gab ihm nur noch zwei kleine 
Metzen Hafer. Der Schimmel hatte sich an dem erwähnten 
Tage erhitzt, war steif, lahm und endlich auch blind gewor¬ 
den. Sein Herr mochte nun nicht mehr auf ihm reiten und 
kaufte sich ein anderes Pferd. Weil abei; der Schimmel noch 
gar nicht alt war, so lebte er noch viele Jahre nach jenem 
Ritte. Da gab ihm der Herr zuletzt nur noch eine Metze Ha¬ 
fer des Tages, und da ihm dieses zu viel schien und kein 
Mensch einen Pfennig für den Schimmel geben wollte, befahl 
er seinem Knechte, ihn wegzujagen; der nahm einen Stock, 
weil das Pferd nicht weichen wollte, und trieb es aus dem 
Stalle. Da blieb es sieben Stunden am Thore stehen mit nie¬ 
dergebeugtem Kopfe und spitzte seine Ohren , wenn etwas sich 
im Hause regte. Die Nacht schlief es daselbst auf den harten 
Steinen, während es kalt war und schneiete. Endlich trieb-der 
Hunger das Thier, wegzugehen, aber weil es blind war stiess es 
überall an. Mit seiner Nase roch es links und rechts, ob nicht 
ein Hähnchen Stroh da läge; doch es fand nur wenig. 
Es war aber in der Stadt ein Glockenhaus, das stand 
Nacht und Tag offen. Man hatte es gebauet, um Unrecht zu 
verhindern. Denn wenn jemand meinte, es geschähe ihm Un¬ 
recht von einem andern, so ging er ins Glockenhaus, fasste an 
den Glockenstrick und läutete. Sogleich kamen die Richter 
der Stadt zusammen und richteten. Zufällig tappte auch der 
Schimmel in dies Glockenhaus hinein; und da er alles mit sei¬ 
nen Lippen berührte und aus Hunger mit seinen Zähnen alles 
benagte, so fand er mich den Strick, fasste ihn mit den Zäh¬ 
nen und fing an zu läuten. Plötzlich kamen die Richter und 
sahen den Schimmel als Kläger. Da sie wohl wussten, wie 
grosse Dienste der Schimmel seinem Herrn gethan hatte, so 
ging ihnen die Sache zu Herzen. Sie liessen Usedom sogleich 
herbeirufen, der sich nicht wenig wunderte, als er seinen 
Schimmel an der Klageglocke sah. Er wollte sich über seine 
Hartherzigkeit rechtfertigen, allein die Richter fällten folgcn- 
' des Urtheil: 
„Die Klageglocke hat getönt, 
Der Kläger stehet hier, 
Durch nichts wird eure That besehent, 
Und so gebieten wir: 
Dass ihr sogleich das treue Pferd 
In euren Hausstall führt, 
Und bis aus Ende pflegt und nährt, 
Wie euch als Christ gebührt!“
	        
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