Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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England unter den Stuarts 
weigerten, die gesetzwidrigen Abgaben zu zahlen, wie z. B. der 
berühmte Volksmann John Hampden, wurden durch parteiische, 
ausserordentliche Gerichtshöfe verurteilt. 
c. Die Verwicklung mit den Schotten: Trotz vieler 
Anzeichen des steigenden Unwillens in England scheute sich 
Karl nicht, durch eigenmächtiges Eingreifen in die kirch¬ 
lichen Verhältnisse Schottlands auch den Widerstand der 
glaubenseifrigen schottischen Presbyterianer herauszufordern. 
1637 führte er auf Lauds Veranlassung ein neues Buch kano¬ 
nischer Gesetze ein, wodurch die Kirchenverfassung, wie auch 
die gottesdienstlichen Gebräuche der Kalvinisten in Schottland 
nach dem Muster der anglikanischen Episkopalkirche umgestaltet 
werden sollten. Hiergegen bildete sich im folgenden Jahr unter 
den Schotten ein Covenant, d. h. ein Bund, dessen Mitglieder 
die „wahre Religion“ (= den Kalvinismus) mit Gut und Blut 
gegen jedermann zu verteidigen gelobten und zum bewaffneten 
Widerstand entschlossen waren. 
2) Die Zeit des ersten englischen Bürgerkriegs und Karls I. 
Untergang: Um für die Niederwerfung der widerspenstigen 
Schotten die erforderlichen Geldmittel aufzutreiben, verstand 
sich Karl im Frühjahr 1640 dazu, ein neues Parlament einzu¬ 
berufen. Aber dieses, das sogenannte kurze Parlament, ver¬ 
langte, man solle zuerst die Missstände in England selbst ab¬ 
stellen, die noch viel dringender seien als die schottischen, und 
verfiel nach wenigen Wochen dem Schicksal der Auflösung. 
Der Zug, den hierauf Karl mit einem kleinen Heer gegen die 
Schotten unternahm, endigte mit einer Niederlage; wollte 
man den völligen Abfall der Aufständischen von den Stuarts 
verhindern, so blieb kein anderes Mittel, als die Einberufung 
eines neuen Parlaments. 
Dieses trat noch im Jahr 1640 zusammen; es überdauerte 
den König und tagte, mit Unterbrechungen, so lange wie keine 
andere Volksvertretung — zum letztenmal 1660 —, weshalb 
es in der Geschichte den Namen „das lange Parlament" 
führt. Es zählte noch mehr und noch heftigere Gegner der 
Regierung als alle seine Vorgänger. Hatte früher das Königtum 
seine Befugnisse überschritten, indem es nicht bewilligte Steuern 
erhob, so ging nun die Volksvertretung über das richtige 
Mass hinaus, indem sie in das Gebiet der vollziehenden 
Gewalt überzugreifen versuchte. 
Eine der ersten Handlungen des Unterhauses war die Er¬ 
hebung der Anklage gegen den Grafen Strafford wegen 
Hochverrats. Da er aber deswegen nicht schuldig gesprochen 
werden konnte, so wurde er ohne genügenden Rechtsgrund
	        
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