Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

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der einflußreichen delphischen Priesterschaft zu gewinnen. Von 
Delphi aus kamen zahlreiche Andeutungen nach Sparta, daß der 
Sturz des athenischen Tyrannen ein dem Gott wohlgefälliges Werk 
sei, und so entschlossen sich die Spartaner, die eben Megara zum 
Eintritt in den großen Peloponnesischen Bund gebracht hatten, ein¬ 
zugreifen. Nachdem sie anfänglich . eine Niederlage erlitten hatten, 
kam ein größeres Heer unter ihrem König Kleomenes über den 
Isthmos und schloß Hippias auf der Akropolis ein. Durch einen 
Zufall gerieten die Kinder des Tyrannen, als er sie heimlich ins 
Ausland in Sicherheit bringen wollte, in die Hände der Feinde, und 
nun entschloß sich Hippias, gegen Rückgabe der Gefangenen Attika 
zu verlassen und der Tyrannis zu entsagen. Er ging mit seiner 
Familie 510 vor Chr. nach Sigeion. 
Anmerkung. Polykrates von Samos: Ungefähr ein Jahrzehnt vor 
des Peisistratos Ende gelang es einem klugen, aber gewissenlosen samischen 
Edeln namens Polykrätes, sich der Herrschaft über Stadt und Insel Samos 
zu bemächtigen. Bald unterwarf er auch die benachbarten Inseln, ja sogar 
Städte an der kleinasiatischen Küste und wurde so Herr des ägäischen 
Meeres, mit dem mächtige auswärtige Fürsten, wie der König A-achmes 
(Amasis) von Ägypten (vgl. Seite 27), freundschaftliche Beziehungen zu 
unterhalten für angezeigt erachteten. Wie die Peisistratiden ein warmer 
Gönner der Kunst, zog er Dichter und Sänger an seinen Hof, so den Ibykos 
von Rhegion und den Teier Anakreon. Endlich aber fiel er der Hinterlist 
des persischen Satrapen Orötes zum Opfer. Durch den. Antrag, einen Teil 
seiner Schätze in Empfang zu nehmen, lockte ihn der Satrap nach Magnesia 
(am Sipylos), nahm ihn gefangen und ließ ihn ans Kreuz schlagen. 
§ 26. Die Verfassungsreform des Kleisthenes und Spartas 
erste Versuche, seine Führerschaft über Mittelgriechenland 
auszudehnen. 
I. Platääs Anschluß an Athen. 
Außer der Vertreibung des Tyrannen verdankte Athen noch 
einen weiteren Vorteil dem Eingreifen der Spartaner. Als sich 
nämlich die Platäer, die sich der Hegemonie Thebens über Böotien 
nicht fügen wollten, um Unterstützung an den König Kleomenes 
wandten, wies dieser, wahrscheinlich um Feindschaft zwischen Athen 
und Theben zu säen und dabei selbst im trüben fischen zu können, 
sie an Athen. So kam das Bündnis zwischen Athen und Platää zu 
Stande, an welchem die kleine Stadt mit rühmlicher Treue festhielt. 
II. Partei Streitigkeiten in Athen. 
Aber bald erhielten die Spartaner eine neue Gelegenheit, sich 
in athenische Angelegenheiten einzumischen. Anlaß dazu gaben die
	        
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