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Persern betrieben wurden, begab sieb Aristagoras nach Griechenland,
um Bundesgenossen zu werben. Der spartanische König Kleomenes
wollte nichts von einer Verwicklung in solch weit ausschauende Pläne
wissen; dagegen beschlossen die Athener, der Tochterstadt Milet
zwanzig Schiffe zu Hülfe zu schicken, und auch die Eretrier
ließen fünf Dreiruderer zu den Aufständischen stoßen.
Der Kampf begann mit einem Zug der Ionier gegen Sardeis.
Die alte Lydierhauptstadt wurde mit Leichtigkeit erobert; da jedoch
infolge der Unvorsichtigkeit eines griechischen Soldaten die Stadt mit
ihren Tempeln in Flammen aufging, wurden die Lydier so sehr er¬
bittert, daß sie zu den Waffen griffen und die Ionier zum Rückzug
nötigten. Dabei erlitten diese noch bei Ephesos eine Niederlage
durch das inzwischen gesammelte persische Heer. Dennoch nahm der
Aufstand durch Anschluß von Äolien, Karien und sogar Cypern
zu; freilich wurden sie alle in kürzester Frist wieder von den Persern
unterworfen.
Aristagoras verließ damals, wohl in einer Vorahnung des
trüben Ausgangs, Milet und begab sich nach Thrakien, wo er bald
darauf von den Eingeborenen erschlagen ward. Als nicht lange
nachher Histiäos in Milet Aufnahme suchte, wurde der doppelzüngige
Verräter abgewiesen; er trieb dann in den byzantinischen Gewässern
Seeräuberei, fiel dabei den Persern in die Hände und wurde ans
Kreuz geschlagen.
Schon vorher erfüllte sich auch das Schicksal der von den
beiden verführten Ionier, die weder zu Wasser noch zu Lande die
nötige Tatkraft entwickelten. Bei der kleinen Insel Lade, unmittel¬
bar Milet gegenüber, maß sich ihre Flotte, etwa 850 Segel^ stark,
mit der fast doppelt so zahlreichen der Perser in einer Entscheidungs¬
schlacht und unterlag 497. Darauf schlossen die Sieger Milet, den
Herd des Aufstandes, zu Wasser und zu Lande ein und nahmen es
nach dreijähriger Belagerung mit Sturm. Die Männer wurden meist
getötet, Weiber und Kinder in die Knechtschaft geschleppt. Ein
Jahr später war die persische Herrschaft in allen aufständischen Ge¬
bieten an der Küste und auf den Inseln wiederhergestellt.
2) § 28. Die Heereszüge Dareios’ I. zur Unterwerfung
des europäischen Griechenlands.
Die Wirkung von Milets Fall in Athen war erschütternd.
Wie schmerzlich man hier die Niederwerfung der kleinasiatischen
Stammesverwandten empfand, an deren Unglück man sic zu em
nicht ganz ohne Schuld wußte, zeigt die Behandlung, welche damals