C. DRITTE PERIODE.
GESCHICHTE DER RÖMER.
§ 43. Schauplatz der römischen Geschichte.
I. Überblick.
Den Ausgangspunkt der römischen Geschichte bildet die
Stadt Rom, ein Gemeinwesen, welches nach der Überlieferung um
die Mitte des achten vorchristlichen Jahrhunderts an dem untern
Tiber entstand. Im Lauf der Jahrhunderte wurden aber nicht bloß
die Nachbargebiete und ganz Italien, sondern sogar die sämtlichen
Länder um das weite Becken des Mittelländischen Meeres in den
Bereich der römischen Herrschaft gezogen, und bei Beginn unserer
Zeitrechnung erstreckte sich der Schauplatz der römischen Geschichte
fast über die ganze bekannte Welt. Als Mittelpunkt des ungeheuren
Weltreichs und als sein Stammland galt bis in die Zeit der Auf¬
lösung Italien1), als Herrin seine Hauptstadt Rom.
Die langgestreckte mittlere von den drei Halbinseln Südeuropas,
die mit ihrer Fortsetzung, der Insel Sicilien, bis auf wenige Meilen
an die Küste von Nordafrika heranreicht, erfreut sich nicht der
reichen Küstenbildung wie ihre östliche Nachbarin. Im Osten
macht das Adriatische oder Obere Meer nur wenige, dazu nur
flache Einschnitte. Im Süden bildet das Ionische Meer, durch die
Straße von Otranto mit jenem zusammenhängend, den tiefen, ge¬
räumigen Meerbusen von Tarent. Zahlreicher sind die Buchten
und Häfen, welche das Tyrrhenische oder Untere Meer an der
Westküste dem Land abgewonnen hat.
D Der Name Italien (= das Rinderland, von vitulus = Kalb?) be¬
zeichnte ursprünglich nur den südwestlichen Teil der Halbinsel, wurde nach
Eroberung Unteritaliens durch die Römer (um 270 vor Chr.) auch auf Mittel¬
italien übertragen, von dem Geschichtsschreiber Polybios (im zweiten
Jahrhundert vor Chr.) bereits für die ganze Halbinsel angewandt und von
Augustus in diesem Sinn zu einem staatsrechtlichen Begriff erhoben.