Full text: Geschichte des Mittelalters (Hälfte 1)

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Universität Paris eine von Nikolaus von Clemanges verfaßte Denk- 
schrift ein, in welcher als einziges Mittel die Abdankung beider Päpste und 
die Wahl eines neuen kirchlichen Oberhauptes vorgeschlagen wurde. Die 
zustimmenden Schreiben, welche von allen Seiten einliefen, sobald dieser Vor- 
schlag bekannt geworden war, bekundeten, wie allgemein die Sehnsucht 
nach Beseitigung des Schismas war.1) Dem Papste Klemens soll die Nach- 
richt von dem Austreten der Pariser Universität den Tod gebracht haben; 
am 16. September 1394 starb er.2) Trotzdem nun Karl VI. die Kardinäle 
bat, eine Neuwahl zu unterlassen, wurde schon am 28. September Kardinal 
Peter von Luua einstimmig erkoren und empfing als Benedikt XIII. 
Weihe und Krönung. Obgleich er den Kardinälen vor seiner Krönung seier- 
lich versprochen hatte, daß er aus das Papsttum verzichten würde, falls 
die Mehrheit der Kardinäle zum Besten der Kirche von ihm die Resignation 
fordere,3) setzte er doch, als im folgenden Jahre die Prinzen von Geblüt 
persönlich in Avignon, von den Kardinälen lebhaft unterstützt, ihn bestürm- 
ten, freiwillig zurückzutreten, allen Bitten ein entschiedenes Nein entgegen.4) 
Doch gab darum die Universität den Gedanken eines Rücktritts beider Päpste 
nicht auf und fuchte für denselben auch in den anderen Ländern zu werben. 
Vor allem kam es darauf an, Deutschland dafür zu gewinnen. Hier hatte, 
wie Urban VI., so auch Bonifatius fast ungeteilte Anerkennung ge- 
sunden. Durch das große Jubiläum, das er im Jahre 1390 in Rom 
feierte und das auch in den deutschen Städten überall festlich begangen 
wurde, hatten sich die Bande noch enger geknüpft, und weil Zweifel an der 
Rechtmäßigkeit des römischen Papsttums kaum mit Fug erhoben werden 
konnten, fand der Gedanke einer Cefsion weniger Anklang, als der einer 
Entscheidung durch ein allgemeines Konzil.5) Unermüdlich stritt für ein 
solches der Wiener Professor Heinrich Langenstein von Hessen, der sich 
den Kampf gegen das „gräuliche Ungeheuer des Schisma" zur Lebensaufgabe 
gemacht hatte und in gebundener wie ungebundener Rede auf die deutschen 
Fürsten und den König in dieser Richtung zu wirken suchte. Die lebhafte 
Freude, mit der die französischen Unionsbestrebungen in Deutschland begrüßt 
wurden, und die rege Teilnahme, welche auch die Kurfürsten und Fürsten 
der kirchlichen Frage entgegenbrachten, nötigten auch Wenzel, aus seiner 
bisherigen gleichgültigen Zurückhaltung herauszutreten und mit Frankreich 
über eine gemeinsame Politik sich zu verständigen. In dieser Absicht begab 
er sich nun vom Frankfurter Reichstage über Mainz, Bingen, Köln, Aachen, 
Luxemburg und Jvois nach Reims. 
1) Lindner II, 339. 2) Eine treffliche Charakteristik s. bei Creighton1,127. 
Vgl. dazu Prima Vita Clementis VII. bei Baluze, Vitae pap. Aven. I, 637 flg. 
Fuit -— statura magnus, decorus facie et sonorus in voce. — Fuit insuper 
providus in consiliis, sapiens in dubiis et patiens in adversis, non elatus in 
prosperis nec iratus in iniuriis aut commotus convitiis, tarn in conviviis quam 
aliis locis, cum esset affabilis, gratus, solatiis cunctis loquebatur; egenis, 
orphanis et viduis libenter subvenit et dedicatis studiia providit frequenter. 
Tarnen contra ritum et consuetudinem suorum praedecessorum consistoria et 
consilia tenuit satis raro et hora tardiori. Fuit etiam valde morosus et longus 
in negotiis sibi ineumbentibus expediendis. 3) Vgl- die Cedula cardinalium 
bei Baluze I. 570. 4) Vgl. über diese Verhandlungen den Bericht des Sekretärs 
Gontier Col bei Martene et Durand, Vet. Script. Collectio VII, 488 flg. und den 
Bericht bei Baluze II, 1108 flg. Creighton I, 131 flg. 5) Vgl. Lindner II, 338.
	        
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