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Dritter Abschnitt.
Geschichte der Griechen you 500—338.
Kapitel XII.
Kämpfe gegen die Perser (und Karthager)
bis 479.
§ 29. Ionischer Aufstand. Erster Perserkrieg.
Ionischer Aufstand. Für die Griechen des kleinasiatischen
Festlandes war die lydische Herrschaft hei der griechenfreund¬
lichen Gesinnung der Könige und der bedeutenden Förderung ihres
Handels durch den Zusammenschluss mit dem Hinterlande nicht
besonders empfindlich gewesen. Die persische Herrschaft dagegen
war eine entschiedene Fremdherrschaft, die der Eigenart und den
Interessen der Griechen entgegengesetzt war; durch Darius wurde
vielleicht auch die Steuerlast erhöht, jedenfalls war die Willkür
der Satrapen und der vom persischen Regiment unterstützten
einheimischen Dynasten („Tyrannen“) gross. Es war weder
Hilfe vom europäischen Griechenland gekommen, obwohl Sparta
das Hilfegesuch des Krösus günstig aufgenommen hatte, noch
hatte eine gemeinsame Gegenwehr der kleinasiatischen Griechen
stattgefunden. Milet hatte, wie früher mit Alyattes, so jetzt
mit Cyrus einen Sondervertrag geschlossen, ein Teil der Phokäer
und die Bürgerschaft von Teos waren ausgewandert. Auch
Chios und Lesbos hatten sich unterworfen. Der unglückliche
Verlauf des 514/3 von Darius unternommenen Feldzugs
gegen die pontischen Skythen erschütterte das Ansehen
der persischen Macht, wenn auch ein Aufstand der hellespon-
tischen Städte unterdrückt und Thrakiens Küste bis zum
Strymon unterworfen wurde. So konnten zwei von persön¬
lichen Gründen geleitete Männer, der vom thrakischen Myrkinos
nach Susa abberufene Histiäos und sein Schwiegersohn Aristagö ras,
Tyrann von Milet, dem ein mit persischen Mitteln auf Naxos unter¬
nommener Angriff missglückt war, einen Abfall der ionischen
und äolischen Städte bewirken. Der Sturz der Tyrannis
leitete ihn ein; in Milet gab Aristagoras sie freiwillig auf (499).
Aristagoras wurde mit seinem Hilfegesuch in Sparta abgewiesen,