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durch Epaminondas geistig und sittlich gestärkt worden war,
sich aber ohne ihn ausser Stande fühlte, an den hohen Zielen
festzuhalten, trat einem allgemeinen, auf Grundlage des Besitz¬
standes geschlossenen Frieden bei, blieb aber die bedeutendste
Landmacht Griechenlands und griff noch zweimal (361 und 351)
mit Heeresmacht in die peloponnesischen Verhältnisse ein. Sparta
trat dem Frieden nicht bei, weil es die Unabhängigkeit der
Messenier nicht anerkennen mochte. Mit seiner Macht war es
für immer vorbei. Die „Unentschiedenheit und Verworrenheit“
der Verhältnisse (Xenophon: äxQioia xal ragayr]), die nach der
Schlacht noch mehr als vorher in Hellas herrschte, begünstigte
das Emporkommen einer neuen Macht, Makedoniens.
Kapitel XVIII.
Werden der makedonischen Hegemonie.
Philipp und Demosthenes.
§ 45. Makedonien und seine Vorgeschichte. Philipps IT. Organi¬
sationen und Charakter.
Makedonien (über 80 000 qkm = um 550 QM) zerfällt in Nieder- und
Obermakedonien. Obermakedonien, der ursprüngliche Sitz der von Haus aus grie¬
chischen, aber später mit Illyriern und Thrakern versetzten und lange von der
Entwickelung der hellenischen Kultur ausgeschlossenen Makedonen, eines Hirten-
und Bauernvolkes mit zahlreichem Adel, zerfällt in mehrere ringförmige Becken,
deren hohe Gebirgswände nur durch die Ströme Haliakmon (Vistritza), Ludias
(Karasmak) und Erigönos (Tscherna) durchbrochen sind, die sich zum Axios
(Vardar) hin den Weg bahnen. Die Bevölkerung der Landschaften Niedermake¬
doniens, Pieria, Emathia, Mygdonia, war grösstenteils thrakisch, an den Küsten
siedelten sich griechische Kolonien an. Die Einigung zunächst Obermakedo¬
niens, wie überhaupt die Begründung des ganzen makedonischen Staatswesens
war das Werk der Dynastie der Argeaden, die sich als Temeniden
von Argos und Herakles ableiteten. Ursprünglich herrschten sie in der Orestis
(Hauptort Argos) und errangen sich von da aus einen Vorrang über die Fürsten¬
geschlechter der ändern obermakedonischen Landschaften. Dann machten sie,
gegen das Meer vorrückend, Aegä oder Edessa zur Hauptstadt, so dass Erna-
thia Mittelpunkt ihrer Herrschaft wurde. Zur Zeit der persischen Oberherr¬
schaft, die mit den Siegen der Griechen endete, besassen sie die Küste süd¬
wärts vom Axios bis an die thessalische Grenze. Alexander Philhellen ver¬
legte die Residenz nach Pydna und wurde als Grieche anerkannt. Hire Macht
dehnte die Dynastie den mächtigeren griechischen Staaten gegenüber durch
häufigen und raschen Wechsel der Bündnisse aus (besonders Perdikkas II.
454—413 während des peloponnesischen Krieges). Archeläos 413—399 grün¬
dete die neue Hauptstadt Pella und in Pierien Dion, baute Wege, ordnete das