die Grenze zwischen Latium und Campanien bildete. In den
Landschaften des östlichen Unteritaliens, Apulien und Cala-
brien, sassen die japygischen Stämme der Apüler, Daunier und
Peucetier, der Caläbrer, Messapier und Sailentiner, im westlichen
Unteritalien die ursprünglich sabellischen Lucaner und die
Bruttier, ein später vorwiegend lucanisches Mischvolk aus
italischen und japygischen Bestandteilen. Diejenigen Italiker
der westlichen oder „latinischen“ Gruppe, die ursprünglich im
Westen Unteritaliens gesessen hatten, waren, vor den japygischen
(nach ändern ebenfalls latinischen) Oenötrern weichend, grössten¬
teils nach der benachbarten Insel Sicilien hinübergegangen, der
sie, als Sikeler allmählich mit den vorher dort ansässigen
nichtindogermanischen Stämmen der Sikaner1) und Elymer ver¬
mischt, ihren geschichtlichen Namen gegeben haben.
§ 60. Knlturzustände.
Entsprechend ihrer vorherrschenden Stellung am westlichen
Meer, auf dem sie ausgedehnten Handel trieben, empfingen zunächst
die Etrusker die stärksten Einwirkungen griechischen Wesens.
Vorzugsweise für die materielle Seite des Lebens begabt, waren sie
in Stein- und Metallarbeit, Gewölbe- und Strassenbau
selbständig, dagegen in der Entwickelung religiöser Vorstellungen
und Gebräuche, in der Verschönerung des Lebens durch bildende
Künste, Musik und Spiele von den Griechen abhängig, aber mit
Neigung zu formalistischer Veräusserlichung und mit vorwiegen¬
der Richtung auf die Befriedigung der niedrigen Triebe der
menschlichen Natur: die religiöse Anschauung, die durch Beob¬
achtung bestimmter Vorschriften die Götter zur Offenbarung und
Aenderung ihres Willens rechtskräftig zwingen zu können glaubt,
und die zur kunstmässigen Ausbildung der Lehre von der Vogel-
und Eingeweideschau (auspicium und Jiaruspicium), von der
Sühnung der Blitze, von der Abgrenzung und Weihe (inaugurate)
eines heiligen Zwecken, insbesondere der Vogelschau, dienenden
Kaumes (templum) führte, die düstern und grobsinnlichen Vor¬
stellungen von der Unterwelt, die Einführung der Gladiatoren¬
spiele zu Ehren der Verstorbenen, endlich die Ausbildung eines
Systems von Amtsabzeichen (insignia) sind für den etrus¬
kischen Volkscharakter bezeichnend. Bekannt ist die etruskische
Kultur hauptsächlich aus den zahlreichen und grossartigen
Gräberanlagen (Nekropolen) und ihrem Inhalt, besonders
den vielen darin gefundenen Vasen.
1) Andere halten Sikaner und Sikeler für dasselbe Volk.