— 181 —
benannten Janicülum) ein Heiligtum liatte, ein Gott des Handels;
Mavors oder Mars, der siegreiche Gott der Frühlingssonne,
der die Bande des Winters sprengt, wurde zum Gott des Kriegs.
Entsprechend der hohen Bedeutung, die bei den Italikern das
Familienleben hatte, wurde der Göttin des Herdfeuers, Vesta,
und den in der Vorratskammer waltenden Penaten in jedem
Haus und von staatswegen besondere Verehrung erwiesen. Die
Verehrung der Laren (zwei kleine Holzschnitzbilder über dem
Herd im Atrium), deren wohlthätiges Wirken als ein- für
allemal an einen bestimmten Ort gebunden gedacht wurde, war
wahrscheinlich von den Etruskern zu den Italikern gekommen,
während in den Vorstellungen von den Unterirdischen (in-
feri) der Ahnen- und Totenkult der ältesten Zeit fortlebte: die
Vorstellungen über das Fortleben nach dem Tod hatten die
Sitte der Bestattung zur Voraussetzung, das Grab wurde als
Wohnung des Verstorbenen betrachtet; und zwar wurde der
im lebenden Menschen wohnende Schutzgeist (Genius, bei den
Frauen Juno) als das angesehen, was neben der Seele nach
dem Tod in der Unterwelt fortlebte; die abgeschiedenen Geister
Messen lemüres, sie wurden als die „Gütigen“ (manes), ins¬
besondere die Geister der Ahnen von jeder Familie als dei
parentes verehrt; ihrer Gunst versicherte man sich durch Speise-
und Trankopfer am Geburts- und Todestag und an den all¬
gemeinen Totenfesten und verhütete so die strafende und schädi¬
gende Wiederkehr der lemures oder larvae.
I. Die vorgeschichtliche Königszeit.
Vor be m. Die von römischen und griechischen Schriftstellern über¬
lieferte Geschichte der Königszeit hat die Bedeutung, uns zu zeigen, wie die
Eömer zur Zeit dieser Schriftsteller unter dem Einfluss griechischer Sagen,
die seit dem Anfang des dritten Jahrhunderts v. Chr. immer mehr Eingang
fanden, und unter Mitwirkung griechischer Gelehrsamkeit sich die Entstehung
Eoms und seine Geschichte in den ersten zwei bis drei Jahrhunderten vor¬
gestellt haben.
Kapitel XXIV.
Roms Anfänge.
§ 61. Die Gründung der Stadt Rom.
Nach der Sage gründete der Troer Aeneas Lavinium, das
noch in geschichtlicher Zeit einen religiösen Mittelpunkt Latiums