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§. 2. Bewegung der Erde. Zeiteinteilung.
1. Die verschiedenen Mittagshöhen der Sonne, ihre wech¬
selnden Auf- und Untergangs Punkte wie Zeiten, endlich die
regelmäßige Wiederkehr derselben Erscheinungen innerhalb eines
Jahres zeigen deutlich auch eine jährliche Bewegung der
Sonne. Aber wie die tägliche Bewegung derselben nur schein¬
bar ist und ihre Ursache in der Achsendrehung der Erde hat, so
ist auch die jährliche Sonnenbewegung nur eine scheinbare und
hat ihren Grund in dem Lauf der Erde um die Sonne.
Bei diesem Laufe kehrt die Erde in unserm Winterhalb¬
jahr ihre südliche, hingegen in unserm Sommerhalbjahr ihre
nördliche Halbkugel der Sonne mehr zu; daher wandert der
senkrechte Sonnenstrahl von Wendekreis zu Wendekreis und da¬
her entstehen die verschiedenen Auf- und Untergangspunkte und
Mittagshöhen der Sonne wie die verschiedenen Tageslängen
und Jahreszeiten. Die Zeit, während welcher die Erde ihren
Lauf um die Sonne einmal vollendet und der senkrechte Strahl
zu demselben Wendekreise zurückkehrt, beträgt 365 Tage und
ungefähr 6 Stunden und heißt ein Sonnenjahr.
2. Die Bahn der Erde um die Sonne hat die Form einer
kreisähnlichen Ellipse, in deren einem Brennpunkt die Sonne
steht; daher ist die Entfernung der Erde von der Sonne zu
verschiedenen Zeiten des Jahres verschieden. Die kleinste Ent¬
fernung, die Sonnennähe, fällt in den Anfang unsers Winters,
die größte oder Sonnenferne in den Anfang unsers Sommers;
die mittlere tritt zu Anfang des Frühlings und des Herbstes
ein und beträgt beinahe 21 Millionen Meilen.
Unter dem Äquator beträgt der natürliche Tag, d. h.
die jedesmalige Zeit, während welcher die Sonne sich über dem
Horizonte befindet, stets 12 Stunden, und durch die ganze
heiße Zone hindurch ist die Dauer des natürlichen Tages nur
wenig veränderlich, denn der längste Tag dauert dort höchstens
131/2, der kürzeste noch 10^ Stunden. Aber je weiter eine
Erdgegend vom Äquator entfernt liegt, desto veränderlicher wird
jene Dauer; am größten ist sie überall im Sommer-, am ge¬
ringsten im Winterhalbjahr, und nur zur Zeit der Nachtgleichen
ist sie der unter dem Äquator gleich. Auf der nördlichen wie
auf der südlichen Halbkugel giebt es eine Gegend, in welcher
der längste Tag wie die längste Nacht gerade 24 Stunden be¬
trägt; die Parallelkreise dieser Gegenden heißen Polarkreise,
und die Bewohner derselben haben also einmal im Jahre keine
Nacht und einmal keinen Tag. Auf den Polen endlich dauert
der natürliche Tag ein halbes Jahr und fehlt dann wieder eine