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einigung und verlor in geschichtlicher Zeit immer mehr an Be¬
deutung für die gesamtgriechischen Dinge.
Unter den dorischen Stadtherren, von denen manche Geschlechter bevor¬
zugt waren, stand die Masse der Landbevölkerung, teils dem Staate leibeigen
und das Gemeindeland bebauend (Mnoiten) teils den Landlosen der einzelnen
Herren zugehörig (Aphamiöten oder Klaroten, auch „Hausier ),. mit
selbständiger Wirtschaft und eigenem Vermögen. Die 17 Jahre alten Jüng¬
linge der dorischen Herren- (oder Bürger-) Familien schlossen sich zur Ge¬
wöhnung an Zucht und Kriegsdienst in den einzelnen Städten zu mehreren
vom Staate unterhaltenen „Herden“ (äyttcu) zusammen, je unter der iuhrung
eines besonders angesehenen Familienvaters. Die Männer bildeten H e t a 11 e n
und versammelten sich nach diesen zu gemeinsamen Mahlen (avdgeiaj,
zu denen auch die Knaben mitgebracht wurden. Die Kosten der gemein¬
samen Mahle trug die Gemeinde, die mittelbaren Beiträge der einzelnen Burger
stuften sich nach dem Vermögen ab. Gütergleichheit oder -gemeinschatt gab
es von Anfang an nicht, und mit der Zeit bildete sich auch unter den dorischen
Bürgerfamilien ein sehr scharfer Gegensatz zwischen Keich und Arm aus.
Nach Auf hören des Königtums wurden die Städte von je zehn aut ein Jahr
gewählten Kosmen regiert, die auch den Oberbefehl im Kriege führten.
Die gewesenen Kosmen waren die lebenslänglichen Mitglieder des Bates,
der den regierenden Kosmen zur Seite stand. _
Ausserhalb des schmalen, vom Hinterland meist durch i>erg-
zlige getrennten Küstenstrichs des Aegäischen Meeres umfasste
die griechische Ansiedelung in Westkleinasien nur zwei vorge¬
schobene Posten, Magnesia am Sipylos und Magnesia am Mäander.
Vor den dorischen Eroberungen im Peloponnes Messen sich
Griechen nieder auf Cypern (s. § 5) (Städte Salamis, Kurion,
[Neu-] Paplios u.a.) und in Pampliylien. Die pamphylischen
Griechen (Side, Perge, Aspendos) kamen aber später so ziem¬
lich ausser Zusammenhang mit der Entwickelung der griechischen
Kultur.
Kapitel Y.
Die homerische Zeit.
§ 12. Die Epen Homers und Hesiods.
Bei den klein asiatisch enloniern (besonders in Smyrna
und auf Chios) entstanden um 950—700 durch Weiterentwicke¬
lung der schon von den benachbarten Aeoliern gepflegten Poesie
(vieles Stoffliche äolisch, z. B. der tliessalische Olymp als Götter¬
berg, die Musen ursprünglich pierische Quellnymphen, Achill;
auch Aeolismen in der Sprache) die zwei grossen Epen, die
Ilias und die im ganzen jüngere Odyssee. Ihre Gestaltung
wird jetzt von den meisten mit Recht so aufgefasst, dass um