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lischen Kirche bei Strafe der Acht, diese wurde 1598 durch 
spanische und jülich-clevesche Truppen, nicht ohne zahlreiche 
Austreibungen und Konfiskationen, erzwungen. Ein Nachspiel 
der Kölner Stiftsfehde, die durch Doppelwahl veranlasste Strass¬ 
burger Stiftsfehde (seit 1592) endete damit, dass der Kardinal Karl 
von Lothringen 1599 vom Kaiser bestätigt wurde und dessen 
elfjährigen Vetter Leopold (seit 1598 Koadjutor von Passau) zum 
Koadjutor erhielt; der protestantische Administrator Johann Georg, 
Sohn des Kurfürsten von Brandenburg, verzichtete 1604 gegen 
eine Geldentschädigung. 
Untergang des livländisehen Ordensstaates. Der Schwertorden 
hatte sich nach der Säkularisation Ostpreussens vom Deutschorden gelöst. 
Der Ordensstaat, der die Oberherrlichkeit des Kaisers und des Papstes an¬ 
erkannte, war ein loses Gefüge. Neben dem Orden, der dem Namen nach 
Souverän des ganzen Landes war und unmittelbar den grössten Teil des Ge¬ 
biets besass, gab es geistliche Fürstentümer (Riga, Dorpat, Oesel, Reval, 
Kurland oder Pilten), weltliche Ritter mit grossen Ländereien und selbständige 
Städte: Riga, Dorpat, Reval. Die sehr abhängige esthnische (finnische) oder 
lettische Bauernschaft war nicht germanisiert worden. Die Refor¬ 
mation der Städte und dann der Ritter steigerte noch den Mangel an Zu¬ 
sammenhalt. Auf die Gebiete des Ordens, von deren Zusammenhang mit dem 
Reiche und deren Unabhängigkeit die maritime Stellung der deutschen See¬ 
städte abhing, musste jede Macht ihr Auge werfen, die ein dominium maris 
Baltici erstrebte; insbesondere waren sie für Russland wichtig als Mittel, um 
durch den Besitz von Ostseehäfen zu freier wirtschaftlicher Entfaltung zu 
gelangen, und später als Brücke zum Eingreifen in die mitteleuropäischen 
Verhältnisse. Iw anderSchreckliche (1534—1584), dererste„Tsa r“, 
der (die bis dahin tatarisch-islamitischen) Kasan und Astrachan erobert, die 
Don’schen Kosaken unter seine Schutzherrschaft gebracht hatte, und unter dem 
die Eroberung Sibiriens begann, brach 1558 und 1560 mit gewaltiger Macht 
im Ordensgebiet ein. Da vom Reiche keine Hilfe kam und Polen, unter 
dessen Schutz sich der Orden und der Erzbischof von Riga gestellt hatten, 
nicht ausgiebig half, kamen durch Kauf die Stifter Oesel, Reval und Kur¬ 
land an den Dänenkönig, Esthland und Stadt Reval begaben sich 
1560 unter die Oberherrschaft schwedens, und der Heermeister 
I Gothard von Ketteier übergab 1561 Livland an Polen und be¬ 
hielt das Gebiet links der Düna als erbliches Herzogtum 
Kurland unter polnischer Oberlehnshoheit, Iwan blieb Narwa. 
Die Kämpfeiwans gegenPolenund seine Verbündeten, Däne¬ 
mark und Lübeck, später Schweden, endeten damit, dass Russland 
1582 in einem durch den Jesuiten Poissevin vermittelten zehnjährigen Waffen¬ 
stillstand mit Polen alle livischen Besitzungen und in einem dreijährigen Waffen¬ 
stillstand mit Schweden Esthland und Earwa aufgab. Das Reich hatte für 
das bedrängte Deutschtum dieser Gebiete so gut wie nichts gethan. Der 
Kampf zwischen Schweden und Polen, der vor allem durch den Streit um 
[ diese Gebiete verursacht war, ermöglichte es später den Moskowitern, sich 
[ hier festzusetzen. 
Die Türkenkriege. Ungarn und Siebenbürgen. In einem auf 
i acht Jahre geschlossenen Frieden trat Ferdinand 1562 an Zäpolya Sieben¬ 
bürgen, an die Türkei Temeswdr (zweites Paschalik) ab und verpflichtete sich 
zur Tributzahlung. Nach seinem Tode verursachten Kämpfe Zäpolyas gegen 
Max einen grossen Angriff Solimans, der vor dem durch Zriny heldenmütig
	        
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