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ihren Inhalt verteilte man hei Misswachs an die Bevölkerung;. Der dritte 
Teil war zur unmittelbaren Nutzniessung der Masse bestimmt, jeder Haus¬ 
vater erhielt ein Stück Land, dessen Umfang bezw. Ertragswert sich nach 
der Grösse der Familie richtete, es war weder verkauf- noch vererbbar. Die 
Bevölkerung entbehrte jeder Freizügigkeit. Ein gewaltiger Apparat von Auf¬ 
sehern und Beamten (unter 1000 Hausvätern 118 stufenweise einander über¬ 
geordnete Beamte) und statistischen Aufnahmen ermöglichte diesen Staats¬ 
sozialismus. Aus geliefertem Rohstoff hatten die Unterthanen Zeug, Kleidung, 
Schuhe und Waffen u. a. für den Staat herzustellen, welche Arbeit jedoch nur 
Leute im Alter von 25—50 Jahren zu leisten hatten. 
Fahrten nach dem nördlichen Nordamerika, Spitzbergen und 
Nowaja Semlja. Von Island aus, das zuerst von irischen Kelten, aber über¬ 
wiegend von Norwegern besetzt worden war, wurde Grönland im IX. Jahr¬ 
hundert von Normannen entdeckt und besiedelt, verscholl aber seit etwa 1400 
immer mehr. Versuche, das nach 1000 von Island aus aufgefundene Winland 
(Massachusetts oder Neuschottland) zu kolonisieren, scheiterten. Bei einer 
Expedition, die Giovanni Cabotto (John Cabot), ein geborener Genuese und 
Bürger von Venedig, 1497 im Dienste Heinrichs VII. von England machte, 
um einen nordwestlichen Weg nach Indien zu finden, erreichte er das Fest¬ 
land des nördlichen Nordamerika (wohl Labrador). Der Florentiner 
Verrazano befuhr in französischen Diensten 1524 die Ostküste Nordamerikas 
bis 500 n. Br. Der Franzose Cartier entdeckte den Lorenz-Strom 
und überwinterte 1535—36 bei Montréal. Aber der erste Versuch der fran¬ 
zösischen Kolonisation misslang. Von England aus wurden 1576—1632 
Expeditionen zur Auffindung einer Nordwestpassage unter¬ 
nommen unter der Führung von Frobisher (1576—78), Davis (1585—87), 
Hudson (1607—10) und Baffin (1614—16). Die Engländer („moskowitische 
Gesellschaft“) machten auch seit 1553 Versuche, einen Nordostweg 
zu finden, und erreichten 1596 Nowaja Semlja; die Holländer, 
die seit 1584 das gleiche erstrebten, entdeckten 1596 Spitzbergen. 
[§ 5.f Die weltgeschichtlichen Folgen der Entdeckungen. 
Die Erweiterung des räumlichen Horizontes der europäischen 
Menschheit hatte allmählich eine Erhöhung des geistigen 
Lehens und eine Vertiefung der geistigen Arbeit zur 
Folge. Auch das materielle Leben Europas änderte 
sich nach und nach, indem ihm aus der neuen Welt bis da¬ 
hin in Europa unbekannte Kulturpflanzen : Kakao, Vanille, Tabak, 
Mais, Kartoifel zukamen und dann auch hier gepflanzt wurden, 
teils der alten Welt schon bekannte Kulturpflanzen sich in immer 
grösseren Mengen zum Verbrauch anboten, wie Baumwolle, Kohr¬ 
zucker, Reis, Kaffee, noch später die Zucht des Rindviehs (wie 
des Pferdes) und der Anbau von Getreide, die aus Europa ein¬ 
geführt worden waren, Ueberschiisse für Europa zur Verfügung* 
stellten. Für den Welthandel wurde jedoch Amerika 
erst seit dem XVII. Jahrhundert von grösserer Be¬ 
deutung. Infolge der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien 
war Lissabon (später auch Cadix) Welthandelsstadt geworden. 
Mittelpunkt für den Verkehr mit Amerika wurde Sevilla als Sitz
	        
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