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zu verständigen. Damit angewiesen, benützte er, unter Berufung auf den 
Vertrag von 1774 (s. S. 284), den Umstand, dass der Sultan..1852 auch den 
BömischJvatLolischen das Messelesen in der Kapelle des Oelbergs gestattete, 
als Vorwand für das Verlangen eines Protektorats über alle zur 
orientalisch-orthodoxen Kirche gehörigenünterthanen des 
Sultans. Die, von Menschikow ohnedies in beleidigender Form (März 1858) 
überbrachte, Forderung wurde ab gelehnt, worauf Nikolaus die Donau- j 
fürstentümer als „materielles Pfauör~5eselzen liess, während Frankreich und ; 
England, von der Pforte um Hilfe angegangen, ihre Kriegsflotten nach der 
Besikabai (vor den Dardanellen) schickten (Sommer 1853). Da bei den weiteren 
Verhandlungen Russland in der Sache an seinen Forderungen festhielt, er- 
klärte die Türkei Oktober 1853 Russ 1 and dep Krieg- und Omer 
Pascha ging über die Donau, wo er sich bei Oltenizza gegen die Russen 
siegreich behauptete; dagegen wurde ein Teil der türkischen Flotte bei Sinope 
von den Russen vernichtet (30. November 1853). Die vier andern Grossmächtei 
einigten sich auf der Wiener Konferenz zu der Erklärung (5. Dezember), dassl 
der JBesitzstand der Türkei erhalten bleiben müsse. 
Der Verlauf des Kriegs. Die Weigerung Nikolaus’ I., die 
Unverletzlichkeit des Besitzstandes der Türkei anzuerkennen, 
führte zur Kriegserklärung Frankreichs und Eng¬ 
lands (Ende jVJärz 1854). Oesterreich und Preussen, die sich 
gegenseitig ihren Besitzstand garantierten, verlangten von Russ¬ 
land Räumung der Donaufürstentümer (April); diese erfolgte, als 
Paskjewitsch, der über die Donau gegangen war, die Belagerung 
Silistrias aufgeben musste (Juni) und die Oester reicher, auf Grund 
eines mit der Pforte geschlossenen Vertrags, in den Donau¬ 
fürstentümern einrückten. Während die englisch-französische 
Flotte in der Ostsee nichts Entscheidendes ausrichtete, wandte 
sich das französisch-englische Landheer, da an der 
unteren Donau nichts mehr zu thun war, gegen die Krim und 
belagerte nach dem Sieg an der Alma (9.0. September) i± 
Sebastopol, Russlands Hauptkriegshafen am Schwarzen Meer, 
den die Russen der feindlichen Flotte durch Versenkung von 
sieben Kriegsschiffen sperrten; zu Land wurde der Festung erst 
während der Belagerung durch das, Geschick des Genie-Offiziers 
Totleben, eines Kurländers, ausserordentliche Widerstandsfähig¬ 
keit gegeben. Russland war jetzt bereit, die früheren Forde¬ 
rungen der Grossmächte anzunehmen, aber die Aufhebung des 
Vertrags von 1841, der die türkischen Meerengen fremden Kriegs¬ 
schiffen sperrte (s. S. 396), lehnte es ab. Als auf dies hin 
Oesterreich, ohne vorherige Verständigung mit Preussen, sich 
noch enger mit den Westmächten verband (2. Dezember), trat 
Preussen in eine für Russland wohlwollende Neutralität zurück. 
Dagegen schloss Sardinien (Januar 1855) mit den West¬ 
mächten ein Kriegsbündnis. Nikolaus I. starb 2. März 
1855, nachdem er alle Unternehmungen gegen die Verbündeten 
unter ungeheuren, hauptsächlich durch Krankheiten und mangel-
	        
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