Full text: Das Mittelalter (Teil 1)

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Ohne weiteren Widerstand zu finden, drang er bis in die Nähe von Rom. 
Bei Sutri kam ihm der Papst Hadrian IV.') entgegen; Mißtrauen erfüllte 
ihn gegen Friedrich, der zögernd und widerwillig ihm die Steigbügel hielt 
(vgl. S. 102. 3); doch da er von dem deutschen Könige die volle Unterwerfung 2) 
der Stadt Rom erwartete, geleitete er ihn dorthin, öffnete ihm die Thore der 
Leostadt und krönte ihn zum Kaiser (1155). Am anderen Tage zogen indes 
die Deutschen ab, ohne das aufrührerische Rom unterworfen zu haben; nach 
kurzer Zeit kehrte Friedrich nach Deutschland zurück. 
Der Feldzug hatte in Friedrich die Überzeugung geweckt, daß zur vollen 
Unterwerfung Italiens bedeutende Streitkräfte notwendig wären: die Grund- 
bedingung aller weiteren Erfolge war für ihn daher die Herstellung eines 
allgemeinen Friedenszustandes in Deutschland, um dessen militärische Mittel zur 
Verfügung zu erhalten; mit der größten Strenge übte er in den nächsten Jahren 
den Landfrieden; seine vornehmste Sorge war die endgültige Erledigung des 
alten Zwistes mit den Weifen; 1155 übergab er daher Heinrich dem Löwen 
feierlich das Herzogtum Baiern; im nächsten Jahre willigte auch..Heinrich 
Jasomirgott in die Abtretung desselben, nachdem ihm die Mark Österreich 
als erbliches Herzogtum überlassen worden war (1156). In demselben 
Jahre gewann Friedrich mit der Hand der Beatrix, der Erbtochter von 
Hochburgund, einen gewaltigen Zuwachs an Macht, der durch die Lage des 
Landes für seine italienischen Zwecke von besonderer Bedeutung war. Hier in 
Burgund hielt er 1157 zu Besanyon (a. mittl. Doubs) einen Reichstag, der 
durch den zwischen Papst und Kaiser ausbrechenden Streit berühmt geworden ist. 
In einem Schreiben, das der päpstliche Kanzler Roland überbrachte, waren 
Ausdrücke gebraucht, welche die Deutung zuließen, als ob der Papst das Kaiser- 
reich als päpstliches Lehen ansähe. Da der gesamte deutsche Episkopat zum Kaiser 
hielt, sah sich der Papst zum Einlenken genötigt; schon rüstete außerdem Friedrich 
zu einem großen Zuge nach Italien; daher erschien noch vor seinem Aufbruch 
eine päpstliche Gesandtschaft, um ihn durch Entschuldigungen zu beschwichtigen. 
Auf seinem 2. Zuge nach Italien (1158-1162) brachte Friedrich 
Mailand durch Umschließung und Aushungerung zur Unterwerfung (1158) 
nnd verpflichtete dasselbe, u. a. die Wiederherstellung von Lodi (a. d. Adda) 
und Como anzuerkennen und die Konsulwahl, die er den Bürgern beließ, 
kaiserlicher Bestätigung zu unterwerfen. Darauf berief er die Städte und 
Furfter^Jtatiesss' zu einem Reichstag (im Nov.) nach den roncalischen 
Feldern (1158), um hier die Verhältnisse Italiens grundsätzlich zu ordnen. 
Nachdem die namhaftesten Juristen Bolognas [bolönja] in Verbindung mit Ab¬ 
geordneten lombardischer Städte ein Verzeichnis aller dem Kaisertum zustehen¬ 
den Regalien 3) angefertigt hatten, nahm Friedrich dieselben für das Reich in 
Anspruch, wofern nicht urkundlich eine königliche Vergabung nachgewiesen werden 
konnte; zu den Regalien des Kaisers wurde auch die Befugnis gerechnet, die 
Behörden für die Rechtspflege einzusetzen. 
1) Er ist der einzige Engländer auf dem Stuhl Petri. ... „ 
2) Durch das Interdikt (d. Verbot alles Gottesdienstes), das er über Rom ber- 
hängte, hatte d. Papst bei Antritt s. Pontifikates die Verweisung Arnolds von Brescia 
(vgl. S. 100. 4), erzwungen; der flüchtige Arnold fiel Friedrich in die Hände und ward dem 
Papste zur Todesstrafe ausgeliefert. 
3) insbes. öffentliche Straßen, Flitffe, Häfen, Zölle, Münzen
	        
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