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Durch Verbindung mit den Städteverbrüderungen (den sogen.
Hermandads), die sich zur Sicherung des Verkehrs gebildet hatten, brach das
Königtum den Trotz des Adels *); durch das Ernennungsrecht zu den geist-
lichen Würden und das Oberaufsichtsrecht über alle Handlungen der geistlichen
Gerichtsbarkeit (Konkordat vom I. 1482, vgl. S. 180) wußte es die spanische
Kirche in Abhängigkeit von sich zu bringen. Die Inquisition, die zu
einer königlichen Einrichtung umgewandelt wurde, erwies sich als das beste
Mittel, nicht nur die religiösen, sondern auch politischen Widersprüche zu unter-
drücken. Als so das Königtum seine Macht im Inneren gefestigt hatte, wandte
es sich zum Glaubenskampfe gegen die Mauren. In demselben Jahre, da
Granada erobert wart)2) (1492), fuhr Kolumbus über das Meer und
nahm für Spanien Besitz von Westindien (Amerika). Zu dem aragonischen
Gebiete in Italien (Sicilien) kam Auf. des 16. Jahrh. Neapel (vgl. S, 171).
Der Erbe aller dieser Länder (Spaniens, Siciliens, Neapels, der neuen
Welt) wurde bei dem Tode Ferdinands (f 1516) der Sohn seiner Tochter
Johanna und des Habsburgers Philipps des Schönen. Karl, der bei dem
frühen Tode seines Vaters bereits die (burgundischen) Niederlande erhalten
hatte und nach dem Tode seines Großvaters, Maximilians I., auch das
deutsche Reich gewann.
Ferdinand - . Jsabella Maximilian ^ . Maria
von Aragonien " von Castilien von Ästerreich " von Burgund
Johanna, Erbin v. Spanien Gem.: Philipp d. Schöne v.Burgund 1506)
Karl I. (V.) Ferdinand (I.)
Karl war in dem flandrischen Gent (a. d. m. Schelde) 1500 geboren
und in großer Zurückgezogenheit und Abgeschlossenheit in den Niederlanden
herangewachsen. Eine zarte, langsam sich entwickelnde Natur, stand er auch
nach seiner Mündigkeitserklärung (1515) den Geschäften fern. Die Wirren,
welche bei dem Tode Ferdinands in Spanien ausbrachen, riefen den jungen
König dorthin; wenige Jahre darauf, nachdem er mit Mühe die Anerkennung
der Reichsstände (Cortes) in Castilien und Aragonien erhalten hatte, verlangte
seine Ernennung zum römischen Kaiser sein Erscheinen in Deutschland,
das von dem jungen Fürsten die Befriedigung seiner staatlichen und kirchlichen
Bedürfnisse erwartete.
Während die einzelnen Nationen ein Eingehen auf ihre besonderen
Angelegenheiten von Karl erhofften, erhob sich in diesem selbst immer mehr der
Gedanke des christlichen Weltreichs. Der Kampf gegen den Islam
und die Zurückdrängung der französischen Macht in Italien wurden die
staatlichen Ziele, für die er die Kräfte der einzelnen Völker zu verwenden
gedachte.
b) Deutschland (unter den Habsburgern). Seine äußere und
innere Ohnmacht. Nach dem Aussterben des luxemburgischen Hauses wurde
Albrecht II., Herzog von Österreich (als Schwiegersohn Sigismunds Erbe
1) Durch Übernahme der Großmeisterwürde in den 3 spanischen Ritterorden von San
Jago [cha'go], Alcantara und Calaträ'va verpflichtete sich Ferdinand das geistliche
Rittertum zum Gehorsam.^
2) Wegen der endlichen Überwältigung der Mauren erhielten Ferdinand und Jsabella
den Ehrennamen der katholischen Könige.