Full text: Physische Geographie (Teil 5)

Epple von Geilingen. 
„Seh hin, Torwächter, da hast du dein 
Lohn, 
das zeig dein Herren von Nürnberg an!" 
«• Der Torwächter was ein bhender Mann, 
sagts seinen Herrn und der Gmeinde an. 
"-Sie schickten sibenzig Reuter ohngfähr: 
wo der Epple hin kommen wär? 
„Söldner! eur Gfangner will ich nit 
sein, 
eur seind sibenzig, ich nur allein." 
Si triben ihn auf ein hohen Stein, 
der Epple von Geilingen sprang in den 
Main. 
"-„Ihr Söldner! ihr seind nit Ehren 
wert, 
eur keiner hat ein güt Reuterpferd." 
Wie bald er sich aus dem Sattel schwang! 
und zog ihm selbs das Par Stifel an. 
"-Da reit er über ein Auen, was grün, 
begegnet ihm ein Kaufmann, der daucht 
sich kühn. 
-2-„Hör, lieber Kaufmann, laß dir sagen! 
wir wölln einander umb d'Taschen 
schlagen." 
22- Der Kaufmann was ein bhender Mann, 
er gurt't Epple sein Taschen an. 
"-Des Kaufmann er gar wol vernam, 
ein Bäurin ihm aus der Straßen bekam. 
"-Tie Bäurin er fraget auf der Stätt' 
was man vom Eppele sagen tät? 
-«-Die Bäurin ihm ein Antwurt gab: 
der Eppele wär ein nasser Knab. 
-2- „So sag mir, liebe Bäuerin schon, 
was hat dir Eppele Leids getan?" 
2«- Epple von Geiling sich bald bedacht, 
wie bald er da ein Feur aufmacht! 
Er nahm das Schmalz und macht es 
warm, 
stieß ihr die Händ drein bis an die Arm. 
„Seh hin! da hast du den rechten Lohn, 
und sag: der Eppele hab dirs geton!" 
Ulrich von Hütten. 29 
si- Er schickt sein Knecht gen Farnbach 
hinab: 
man sollt ihm bereiten ein gütes Mahl. 
32-Da kam der Epple von Geilingen ein, 
da bot ihm der Wirt ein kühlen Wein. 
»3-Der Eppele lügt zum Fenster hinaus, 
da schub man ihm vil Wägen fiirs Haus. 
34- „Lieber Wirt, tü mir die Türen aus 
und laß mich sprengen über aus. 
»°-Da sprang er über acht Wägen aus 
am neunten gab er den Gibel auf. 
3«- „So ligt mein Müter am Rain, ist tot, 
darumb muß ich leiden große Not." 
»2- Da zog er aus sein gütes Schwert, 
erstach damit sein reisig Pferd. 
38. »Eppele! hättst du das nit geton, 
beim Leben wollten wir dich lon.« 
3». Den Epple von Geilingen nahmens an, 
brachten gen Nürnberg den gfangnen 
Mann. 
»°-Und führten ihn auf den Rabenstein, 
man legt ihm den Kops zwischen die 
Bein. 
(Aufgezeichnet um 1575.) 
8. Ulrich von Hutten. 
1521. 
i. Ich Habs gewagt mit Sinnen 
und trag des noch kein Reu! 
Mag ich mich dran gewinnen — 
noch muß man spüren Treu! 
Darmit ich mein: 
Nit e i m allein 
(wenn man es wollt erkennen), 
dem Land zu gut, 
wie wol man tut 
ein Pfaffenfeind mich nennen. 
2-Da laß ich jeden lügen 
und reden, was er will. 
Hätt Wahrheit ich verschwiegen, 
mir wären Hulder viel. 
Nun hab ichs gesagt, 
bin drumb verjagt. 
Das klag ich allen Frummen — 
wie wohl noch ich
	        
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