Full text: Das Mittelalter (Teil 1)

b) Die Sueßett in Pallien unter Ariovist. 
Den Zügen der Kimbern und Teutonen folgten neue germanische Wände- 
rungen; einzetne Abteitungen gingen über den Rhein und ließen sich unter den 
Kelten nieder, die Batäver besetzten die Rheinmündungen, Sueben nahmen, 
nachdem sie die Kelten bis zur Donau zurückgedrängt hatten, die oberrheinische 
Tiefebene ein; ein glücklicher Heerführer, Ariovist, bereitete von hier aus, 
in das Gebiet der Sequaner (zwisch. Saone u. Jura) eindringend, die Er- 
oberung der gallischen Lande vor, als Cäsar 58 in dem narbonensischen 
Gallien erschien und sofort den Kampf gegen ihn aufnahm, der entscheiden 
mußte, ob Gallien germanisch oder römisch wurde. Mit der Niederlage 
des Ariovist im ob. Elsaß (zwisch. Rhein u. Wasgau) begann die römische 
Unterwerfung des freien Galliens (58—51). Der Rhein galt unter Cäsar 
als Grenzfluß zwischen dem römischen Reiche und Germanien. 
C. Die römischen Kroöernngsversnche in Germanien. Während die 
Grenze des römischen Reiches bereits nördl. von den Alpen am Rhein sich 
entlang zog, waren die Völker zwischen Donau und Alpen, welche fort und 
fort das nördl. Italien und die anliegenden Provinzen beunruhigten, noch un- 
bezwungen; es waren die rätisch-vindelicischen *) (östl. vom Bodensee u. 
Hochrhein bis zum Inn), die norischen (die Taurisker, in den Ostalpen bis 
zum Wiener Walde) und die pannonischen (zwischen Donau u. Save). 
Ihre Unterwerfung erkannte Auguftus als staatliche Notwendigkeit; so 
wurden im I. 15 b. Chr. von seinen Stiefsöhnen, Tiberins und Drusus. 
die norischen und rätisch-vindelicischen Völker bezwungen. In den 
nächsten Jahren (12—9) beendete Tiberius die Unterjochung der panno- 
titschen; da bereits 29 die mösischen Völker (zwisch. Balkan u. Donau) von 
Macedonien aus unterworfen worden waren, so bildete nun die Donau auf 
ihrem ganzen Laufe die Grenze des römischen Reiches (9). 
Gleichzeitig mit dem letzten Kriege an der Donau begann Auguftus den 
Erobernngskrieg auf der rechten Seite des Rheins gegen die Germanen, 
den er dem Drusus übertrug. 
Der verheerende Einfall der S u gambern in Gallien und ihr Sieg über 
den Statthalter M. Lollius (16) hatte in Auguftus den Entschluß, die 
Rheingrenze zu überschreiten, zur Reife gebracht; er selbst ordnete 15 und 14 
die Angelegenheiten Galliens; bei seiner Rückkehr nach Italien (13) überließ 
er Drusus den Oberbefehl am Rhein, der sofort den Feldzug des nächsten 
Jahres vorbereitete; derselbe baute die erste römische Kriegsflotte auf dem Rhein 
und stellte durch einen Kanal (die jetzige Jjssel [eifeel]), der einen Teil des 
Rheins in den Flevosee 2) (3uidersee [sendet:]) ableitete, eine nähere Ver- 
bindung mit der nördl. germanischen Küste her. 
An der Nordsee wohnten die Bataver (auf der Rheininsel), die 
Friesen (zwisch. d. Mündung des Rheins u. der unt. Ems) und die Chauken 
(a. d. unt. Weser zwisch. Ems tt. Elbe); die fübl. Nachbarn der letzteren an 
der unt. Weser waren die Angrivarier, an der unt. Elbe die Lango- 
1) Die Räter waren wahrscheinl. Etrusker, die nördl. von ihnen bis zur Donau 
sitzenden Vindelicier wie die No!r^Ner (Taurisker) Kelten; die Pannonier gehören 
wie die südl. von der Save am adriat. Meere wohnenden Dalmaten (Dalmätae) den Jllyriern an. 
%) Der Flevosee war Binnensee u. mit d. Nordsee nur durch eine schmale Ofsnung 
verbunden; die Zuidersee ebenso wie der Dollart entstanden erst im 13. Jahrh. n. Ehr,
	        
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