20
tum Johann '); dieser neigte zum römischen Bekenntnis und ließ seinen Sohn
Sigismund zur Erwerbung der polnischen Krone^) (1587) offen zum
Katholicismus übertreten; bei feinem Tode (1592) war das Reich zerrüttet
und nun der Erbe des protestantischen Schweden der katholische Sigismund,
König von Polen: aber bald zeigte sich die Unmöglichkeit der Vereinigung beider
Königreiche. Sigismunds Oheim Karl (IX) trat entschlossen für die evange-
lische Lehre ein, in der er die Grundlage eines nationalen Königtums erkannte.
Siegreich behauptete er die Regierung gegen Sigismund und nahm 1604 den
Königstitel an. Sein großer Sohn, Gustav Adolf (1611—1632), riß
Schweden vollends aus den inneren Wirren wieder heraus.
C. Die Kryebuug durch Gustav Adolf. Dem jungen
Könige gelang es, dem unbotmäßigen Adel eine feste Stellung im Heere zu
geben, ihn durch auswärtige Kriege von dem Inneren abzulenken und durch
ruhmreiche Thaten eng an das Königtum zu fesseln. Der leitende Gedanke
in der Politik Gustav Adolfs ward die Erwerbung der Herrschaft über
die Ostsee (dominium maris baltici) und damit über den europäischen Nor-
den überhaupt. Durch die Eroberung des südlichen Finnland und In-
germanland (1617) schloß er die Russen von der Ostfee aus; in dem
Kriege mit Polen gewann er Livland»); 1626—1629 besetzte er die wich-
tigften Städte der preußischen Küsten, Elbing, Braunsberg, Pillau, Memel;
1630 eroberte er die pommersche Küste und trat damit in den Dreißig¬
jährigen Krieg ein, in dem er ebenso die evangelische Grundlage seines Reiches
verteidigte wie den Abschluß seiner Seeherrschaft verfolgte.
V. Die Anfechtung der Glaubenskämpfe auf deutschem Soden.
Die Reformation hatte in Deutschland durch den Augsburger
Religionsfrieden eben ein rechtliches Dasein gewonnen, als sie durch das
Gezänk der theologischen Schulen und den gegenseitigen Haß der beiden pro-
teftantifchen Kirchen zu verkümmern anfing. Durch diese innere Spaltung
wurde sie trotz ihrer großen äußerlichen Ausbreitung widerstandsunfähig
l)
Gustav I. Wasa 1523-1560
Erich XIV.
1568 eutfetzt,
»vy t 1577
Vy—
Johann III.
1568—1592
Sigismund
1587 König v. Polen,
1592 König v. Schweden
Karl IX.
1599 Reichsverweser,
1604 König V.Schweden
7
Gustav II. Adolf. / / y '
König von Schweden
Johann Kasimir,
König von Polen
2) 1572 starben die Jagjellonen in Polen auö (hier seit 1386 vgl. 1. Teil, S. 13157
Polen ward ein Wahlreich; die Reformation hatte auch in Polen Wurzel geschlagen,
doch ist den Jesuiten die Restauration mit Hilfe Sigismunds vollkommen gelungen.
3) Der livländische Ordensstaat. der sich nach dem Untergang des preußischen
Ordensstaates (vgl. 1. Teil. S. 131) erhielt, löste sich nach der Mitte des 16. Jahrh auf.
Livland ward (1561) polnisch; Kurland erhielt der Heermetster Gotthard Kettler als
weltl. Herzogtum von Polen zu Lehn; das westl. Estland ward schwedisch, das östl.
russisch.