Full text: Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen

Europa nach der Völkerwanderung. 85 
der Burgunder (Nibelungen), welche 534 den Franken unter- 
warfen wurden. 
4) Die in Britannien 449 gestiftete angelsächsische Heptarchie 
wurde 827 zu einem Königreiche vereinigt. 
5) Die Alemannen im südwestlichen Deutschland wurden 496, 
die Thüringer 530, die Bojoaren oder Baiern 788 und 
die Sachsen 803 von den Franken unterworfen. 
6) Die Ostgothen wohnten bis 489 in Ungarn und zogen 
dann nach Italien, wo sie das Reich Odoakers zerstörten 
und bis 554 herrschten. 
7) Die Langobarden zogen, nachdem sie die Gepiden in Ungarn 
unterworfen, 568 nach Italien und wurden 774 von den 
Franken besiegt. 
8) In das östliche Europa bis zur Elbe, Saale, dem Böhmerwald 
und den Alpen drangen flavische, in Dacien finnische und 
tartarische Völker (AWaren und Bulgaren) ein. 
9) Das o strö misch e oder griechische Kaiserthum umfaßte außer 
der Hämus-Halbiusel ganz Klein-Afien, Syrien, Palästina, 
Aegypten und die östlichen Inseln des Mittelmeeres, unter 
Justinian auch Nord-Afrika und Italien. 
§. 51. 
Die Germauen auf römischem Boden. 
Obgleich die Deutschen in den eroberten Ländern nur langsam 
in die römische Kultur eingingen, indem sie die Geschäfte des Frie- 
dens verachteten und der größeren Unabhängigkeit wegen gewöhnlich 
auf einzelnen Höfen lebten, so wurden sie doch schnell mit den sinn- 
lichen Genüssen der von ihnen besiegten Völker bekannt und hatten 
bald die alte sittliche Einfachheit verloren. Erst als das Christenthum 
einen größeren Einfluß auf sie gewann, wurden sie für höhere Bil- 
dung empfänglich. 
Während bei den germanischen Völkern, welche auf deutschem Boden blieben 
bis zu ihrer Vereinigung mit dem Frankenreiche, die alte Verfassung fort- 
bestand, entwickelte sich bei den in die römischen Provinzen eingewanderten 
Germanen durch Verschmelzung der deutschen und der römischen Verfassung 
ein neues Staatsleben, dessen Grundlage die Ausbildung einer (später erb- 
lichen) Königsmacht und des Lehnswesens war. 
Bei der Eroberung der meisten römischen Provinzen waren die Einwohner 
nicht verjagt, ihr Land nicht verwüstet worden; die Ostgothen und Lango- 
barden hatten nur den dritten Theil, die Burgunder die Hälfte, die West- 
gothen zwei Drittheile der Länder für sich genommen. Härter verfuhren die 
Angelsachsen und Vandalen, welche die Besiegten größtenteils zu Leibeigenen 
machten. Bei den Gothen, Burgundern, Longobarden und Franken dagegen 
trat die Masse des unterworfenen Volks in das Verhältnis} der Unfreien, 
indem sie einem freien Manne zinspflichtig und von der Landgemeinde aus^
	        
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