Full text: Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen

188 Mittlere Geschichte. Vierter Abschnitt. 
Ferdinand von Aragonien eben so schnell daraus verdrängt. Sein 
Nachfolger Ludwig XII. eroberte (1499) Mailand (auf welches er 
als Enkel eines Visconti Ansprüche erhob) und vereinigte sich 1508 
in der Ligue von Cambray mit Maximilian, Ferdinand und 
dem kriegerischen Papst Julius II., um der Stadt Venedig ihre Be- 
sitzungen auf dem Festlande zu nehmen. Als sich aber 1511 der 
Papst, Venedig, Ferdinand der Katholische, später auch der Kaiser 
und Heinrich VIII. von England in der heiligen Ligue zur Ver- 
treibung der Franzosen aus Italien vereinigten, mußte Ludwig das 
Land räumen. Maximilian, dem sich ein englisches Heer unter Hein- 
rich VIII. angeschlossen, schlug die Franzosen darauf 1513 bei Guine- 
gate. Erst Ludwigs Nachfolger, Franz I., eroberte durch die Schlacht 
bei Marignano 1515 Mailand wieder. 
Durch die Anordnung des ewigen Landfriedens (1495) und die Ein¬ 
setzung des Reichskammergerichts zur Schlichtung der Streitigkeiten 
unter den Reichsfürsten sorgte Maximilian für die Wiederherstellung der 
Einheit des Reichs. Zur bessern Vollziehung der Urtheile des Reichskammer- 
gerichts theilte er Deutschland in zehn Kreise, den obersächsischen, nieder- 
sächsischen, westphälischen, niederrheinischen, oberrheinischen, schwäbischen, 
baierischen, östreichischen, fränkischen und burgundischen. Die Vehmgerichte 
hörten allmählich auf. 
§. 85. 
Italien. 
Italien, in viele kleine Republiken getheilt, war während des 
vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts der Schauplatz beständiger 
Bürgerkriege, während welcher in den meisten Städten die Herrschaft 
an einzelne Gewalthaber kam. Dennoch war es das reichste und ge- 
bildetste Land Europas und namentlich die norditalischen Städte im 
alleinigen Besitz des levantischen Handels. 
Während der Kämpfe mit den hohenstaufifchen Kaisern wurde in den 
meisten lombardischeu Städten die Verwaltung einem von der Bürgerschaft 
gewählten Beamten übertragen, der (wie die früheren kaiserlichen Gewalt- 
boten) den Namen Podesta führte. Zugleich constituirte sich der niedere 
Bürger- und Handwerkerstand, der sich aus den früher den Bischöfen oder 
dem Adel erbuuterthänigen Leuten gebildet hatte und von allen städtischen 
Ämtern ausgeschlossen war, unter einem Capitano als besonbere Gemeinbe. 
Diese nahm bei dem großartigen Handels- und Gewerbsleben an Zahl und 
Einfluß so schnell zu, daß der Capitano bald mächtiger war, als der Pobesta. 
Um dieselbe Zeit übertrugen viele Städte, wenn sie durch innere Kämpfe 
zerrüttet oder von auswärtigen Feinden bedrängt waren, einem benachbarten 
Fürsten ober einem burch seine Kriegsthaten berühmten Ebelmann, ber Fuß- 
knechte in Solb nehmen konnte (Condottiere), auf eine bestimmte Zeit 
die höchste Gewalt (Signoria). Wer sich als Signore hervorthat, wurde 
bann auch in anbeten ©tobten gewählt, unb ließ sich nicht selten vom Kaiser
	        
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