Frankreichs Uebergewicht. Deutschland. Spanien. Portugal. 179
Geister Frankreichs an seinem Hofe, beschenkte sie reichlich und gab auch aus-
wärtigen Gelehrten (wenn auch nur, um von ihnen gefeiert zu werden) Ge-
schenke und Pensionen. So ist seine Regierung die goldene Zeit der
französischen Literatur geworden. Descartes, Moliöres (t1673)
Corneille (f 1684), Racine (f 1699), La Fontaine, Boileau'
Feuelon (f 1715). Im Jahre 1663 stiftete Ludwig die Akademie der In-
schriften, 1666 die der Wissenschaften. Unter Ludwig XV. übten Voltaire
und Rousseau (ff 1778) einen großen Einfluß auf die Umgestaltung der
gesellschaftlichen Verhältnisse.
,jn seinen spätern Jahren wandte sich Ludwig, besonders durch den Einfluß
der Frau von Maintenon, zur Frömmelei, und ließ sich 1685 zur Auf¬
hebung des Edicts von Nantes verleiten, wodurch er sein Land
700,000 gewerbfleißiger Einwohner beraubte, die in Holland und Branden-
bürg aufgenommen wurden (Dragonerbekehrungen).
Die durch Ludwig XIV. eingeführte Verwaltung wurde bald das Muster
für alle anderen europäischen Staaten; auch die Pracht, die Feinheit und
die Sittenlosigkeit des französischen HoslebenS wurden nachgeahmt, und mit
der französischen Sprache verbreiteten sich französische Moden über die meisten
Länder Europas.
§. 105.
Deutschland und Spanien vor dem spanischen Erbfolgekrieg.
1. In Deutschland folgte auf Ferdinand III. sein Sohn Leo¬
pold I. (1658-1705), ein unthätiger, den Jesuiten ergebener Fürst,
unter dem das erschöpfte Reich durch die Kriege mit Frankreich und
mit den Türken schwer zu leiden hatte. 1683 drangen die Türken
unter Kara Mustapha bis Wien vor; die Hauptstadt, durch Star-
Hemberg tapfer vertheidigt, wurde durch Johann Sobieski von Polen
und Karl von Lothringen gerettet. Durch die nun folgenden Siege
der O estreich er unter Ludwig von Baden und Eugen von Savoyen
???.?* sinken Alles, was sie seit 150 Jahren in Ungarn er-
overt hatten; Ungarn wurde (1687) ein Erbreich des 'östreichischen
Nes,behielt jedoch seine Verfassung. Im Karl o Witz er Frieden
i.. blieb dem Kaiser Siebenbürgen und Slavonien; durch Eugens
Siege ber Peterwardein und Belgrad wurde im Pass cn:otoifee^:
^ ra", l1.8 "°ch ein Theil von Kroatien, Bosnien. Serbien und
oer Walachei gewonnen, während Venedig das 1699 gewonnene Morea
wieder verlor. Seitdem herrschte zunehmende Schwäche und Anarchie
^etc^e' ba§ ^doch durch den Belgrader Frieden
( 7c>9) alles Land im Süden der Sau und der Donau wieder ae-
wann, wahrend es Asow an Rußland abtrat.
1692 wurde eine neunte Kurwürde (die dritte protestantische) für Han-
nover errichtet, deffen Kurfürst 1714 als Georg I. den englischen Thron
vestleg. Der Pfalzgraf von Zweibrücken, Karl Gustav, hatte schon 1654
die schwedische Krone erlangt Kurfürst August der Starke von Sachsen
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