210 Neuere Geschichte. Dritter Abschnitt.
liebe bereinigt, sich stets Hülfe und Beistand zu leisten und ihre
Völker wie Familienväter zu beherrschen.
Durch ben Wiener Kongreß erhielt Oestreich bte illyrischen Provinzen,
aus bettett bte Königreiche Jllyrien unb Dalmatien gebildet würben, Ober-
Italien bis znm Po unb Tessino (bas lombarbisch-venetianische Königreich),
Tyrol unb Salzburg zurück. — Preußen bekam bie norböstliche Hälfte bes
Königreichs Sachsen, bas Großherzogthum Posen, Jülich, Berg, Nieberrhein,
Westphalen unb (für Hilbesheim unb Ostfrieslanb) Schwebisch-Pommern. —
Hannover würbe Königreich unb erhielt von Preußen Ostfrieslanb, Hilbes-
heim k. Baiern bekam Würzburg, Aschaffenburg, ben Rheinkreis, Ansbach
unb Baireuth; Hessen-Darmstabt Rheinhessen; Knrhessen Fulba.
Weimar, Olbenbnrg, Mecklenburg - Schwerin unb Strelitz
würben Großherzogthümer; Frankfurt, Bremen, Hamburg unb
Lübeck freie Stäbte.
Rnßl anb gab Galizien an Oestreich zurück unb erhielt bafür bas Herzog-
thum Warschau (außer Posen) als ein von Rußlaub getrenntes Königreich
Polen; Krakau würbe Republik, doch 1847 von Oestreich in Besitz ge-
nommen. Holland und Belgien kamen, nebst Lüttich unb Luxemburg,
als Königreich an Wilhelm I. von Oranien. Die bestänbige Neutralität ber
Schweiz wurde anerkannt. Dem Königreich Sardinien wurde Genua
als Herzogthum einverleibt. Parma und Piacenza erhielt Napoleons
Gemahlin; nach ihrem Tode (1847) fielen diese Herzogtümer an den Herzog
von Lncca (den Sohn des ehemaligen Königs von Hetrnrien), der dafür Succa
an Toscana abtrat. Aus den griechisch-venetianischen Inseln wurde die
Republik der Jonischen Inseln unter Englands Protectorat gebildet;
letzteres behielt außerdem Malta und das Cap. Norwegen wurde als besonberes
Königreich mit Schweben vereinigt; Dänemark erhielt für bas von ihm
abgetretene schwebische Pommern Lauenburg.
§. 125.
Europa seit 1815.
Die neueste Geschichte empfängt ihren eigentümlichen Charakter
durch die tiefgreifende Umgestaltung des geistigen, politischen und so¬
cialen Lebens der Völker in Folge der allgemeinen Anwendung
von vier in früheren Perioden gemachten Erfindungen, der
Dampfmaschine, der D ampfschifffahrt, der Eisend ahnen,
des elektro-magnetischen Telegraphen. Nachdem man schon im
17. Jahrhundert den Dampf als bewegende Kraft zu benutzen der-
sucht hatte, scheint die erste Dampfmaschine in England 1705
beim Bergbau aufgestellt worden zu sein. Ihr Hauptverbesserer ist
der Schotte James Watt (1736—1819). Versuche einer Anwendung
des Dampfes auf die Schifffahrt finden wir 1774 bei den Fran^
zosen auf der Seine und Saone; das erste englische Dampfboot wurde
1786 in Edinburgh gebaut; die erste regelmäßige Dampfschifffahrt
richteten die Amerikaner 1807 durch Fulton ein. Die Eisenbahnen