226 Neuere Geschichte. Dritter Abschnitt.
Ausbruch zu bringen. Obwohl aus Anlaß des Königs Wilhelm
(§. 128, 3) die spanische Krone ausgeschlagen wurde, erklärte dennoch
Frankreich am 19. Juli 1870 den Krieg an Preußen. Am 2. August
übernahm König Wilhelm, nachdem die süddeutschen Staaten sich
dem norddeutschen Bunde auf Grund der §. 128, 4 genannten
Verträge angeschlossen hatten, den Oberbefehl über die gesammte
deutsche Armee, die in der Linie von Trier bis Landau in drei ge-
trennten Heeren mit nie dagewesener Schnelligkeit ausmarschirt war.
Die Gesammtstärke der deutschen Kriegsmacht mit der Landwehr be-
trug 850,000 Mann, die der drei Armeen am Rhein 384,000 Mann.
Die III. Armee unter Führung des Kronprinzen von Preußen
schlug am 4. August die Franzosen bei Weißenburg und gewann
am 6. August bei Wörth einen glänzenden Sieg über Mac Mahon,
während gleichzeitig das französische Corps Frossard in dem blutigen
Gefecht bei Spicheren unweit Saarbrücken aufgerieben wurde. Die
geschlagenen französischen Armeen zogen sich nun auf Metz zurück,
wurden aber hier zunächst am 14. August von der I. deutschen Armee
bei Cour cell es eingeholt und geschlagen. Inzwischen war es der
II. Armee unter Führung des Prinzen Friedrich Karl von
Preußen gelungen, die französischen Rückzugslinien zu besetzen; in der
Schlacht bei Mars-la-Tour und Vionville am 16. August
wurden die Franzosen nach zwölfstündigem heißem Kampfe trotz ihrer
numerischen Überlegenheit auf Metz zurückgeworfen, und endlich am
18. August die ganze feindliche Armee von König Wilhelm bei
Rezonville und Gravelotte nochmals angegriffen, vollständig
geschlagen, von ihren Verbindungen mit Paris abgeschnitten und
wiederum nach Metz zurückgeworfen.
2. Nachdem der Verfuch Mac Mahons, Metz zu entsetzen, wo-
selbst die geschlagene französische Armee unter Marschall Bazaine
von der II. deutschen Armee eingeschlossen wurde, durch die
glücklichen Operationen des Kronprinzen von Preußen vereitelt war,
kam es am 30. Aug. zu der siegreichen Schlacht von Beaumont
(Kronprinz von Sachsen Führer der neu gebildeten IV. Armee), in
Folge deren sich Mac Mahon unter großen Verlusten nach Sedan
zurückzog. Hier erneuerte sich der Riesenkampf am 1. und 2. Sep-
tember, die ursprünglich mehr als 150,000 Mann starke französische
Armee wurde dergestalt vernichtet, daß ihre Trümmer am Mittag
des 2. September zugleich mit der Festung Sedan kapituliren
mußten; Napoleon III., der in Sedan vor der Schlacht eingetroffen
war, ergab sich dem Könige Wilhelm als Kriegsgefangener und
überließ die Regierung Frankreichs der von ihm eingesetzten Regent-
schaft in Paris unter dem Vorsitz der Kaiserin Eugenie; ihm wurde
als Aufenthaltsort Schloß Wilhelmshöhe bei Kaffel bestimmt. In
Paris wurde in Folge dieser Ereignisse der Kaiser abgesetzt und die Re-
publik erklärt, der ganz Frankreich beitrat. Die Fortführung des
Krieges übernahm die „Regierung der nationalen Verteidigung"