Full text: Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen

Das Christenthum. 75 
(comites, duces). Die oberste Leitung der Staatsangelegenheiten hatte das 
Konsistorium des Kaisers. Die Menge der Beamten veranlaßte eine Ver- 
mehrung der Abgaben (Grund- und Gewerbesteuer), welche fast unerschwing¬ 
lich wurden. 
§• 43. 
Das Christenthum. 
Während des allgemeinen Elends unter den römischen Kaisern 
Hatte sich die Lehre Jesu Christi immer weiter verbreitet. Schon 
durch die Apostel waren in Klein-Asien, Griechenland und Italien 
viele christliche Gemeinden gestiftet worden, die sich schnell vermehrten, 
da überall die Glaubensfreudigkeit und Tugend der Christen Nach- 
eiferung erweckte. Die grausamen Verfolgungen, welche sie unter 
Nero (64), Trajan (107), Decius (249) und anderen Kaisern erdul- 
beten, vermehrten die Zahl der Gläubigen, und das Blut jedes Mär- 
tyrers rief neue, kräftigere Glaubenshelden hervor. Gallienus war 
der erste Kaiser, welcher die Christen beschützte, und (Konstantin machte 
das Christenthum zur Staatsreligion. 
Die Gottesverehrung war anfangs fehr einfach; sie bestand int 
Lesen der Bibel, Predigten, Gebeten, Liebesmahlen und dem Abend- 
mahl. Die Diakonen hatten die Sorge für Arme und Kranke, Pres- 
byter und Episkopen (Bischöfe) waren die Vorsteher der ganzen Ge- 
meinde, und lehrten, wie jeder andere. Bald bildeten die Kirchen- 
Beamten einen abgesonderten Stand (Klerus) mit verschiedenen Ab- 
stufungen. Die kleineren Gemeinden fchlosfen sich an die größeren 
Mutterstädte an. von denen sie ausgegangen waren und deren Bi- 
fchöfe als Nachfolger der Apostel betrachtet wurden. Unter ihnen 
waren die Metropolitane von Rom, Alexandrien und Antiochien am 
angesehensten. 
Durch Konstantin erhielt die Gottesverehrung ein größeres Ge- 
prange; der Klerus bekam Güterbesitz, eigene Gerichtsbarkeit und Ein- 
fluß auf die Staatsangelegenheiten. Zugleich wurden die Streitig- 
feiten über die Lehre, besonders über die Natur Christi, mit immer 
größerer Heftigkeit geführt. Auf der Kirchenverfammlung zu Nicäa 
(325) wurde die Lehre des Arms (Christus sei ein Geschöpf Gottes, 
alfo nicht gleichen, sondern nur ähnlichen Wesens mit dem Vater) 
als ketzerisch verdammt: sie verbreitete sich aber unter den Vandalen, 
Gothen und Burgundern (s. §. 63). 
Im fünften Jahrhundert wurde das Ansehen der Bischöfe, die 
nun allein noch auf den Synoden stimmten, immer größer; unter 
ben fünf Patriarchen waren bie zu Constantinopel unb Rom bie 
mächtigsten. Der Gottesdienst würbe prunkvoller; Altäre. Weihrauch 
unb pomphafte Feierlichkeiten würben aus bem Heibenthum aufge¬ 
nommen. In bieser Zeit würbe auch bie Verehrung ber Märtyrer 
unb Heiligen allgemein (Reliquien unb Wallfahrten), so wie bie An¬ 
rufung ber Heiligen (ber Apostel, der Jungfrau Maria tc.) zur Für¬ 
bitte bei Gott.
	        
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