Full text: Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart (Bd. 3)

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unter Regierungspräsidenten, die Regierungsbezirke in Kreise ein- 
geteilt, die von einem Landrat verwaltet wurden. Die Einrichtung 
der preußischen Verwaltung in den neu erworbenen Gebieten wurde 
durch pflichteifrige und arbeitssrendige Männer (Oberpräsident 
Vincke in Westfalen) schnell und leicht vollzogen. Die Finanzen 
des Staates, der durch die Kriege in große Schulden geraten 
war, wurden geregelt. Um die Steuerkrast der durch die letzten 
Jahre schwer heimgesuchten Bevölkerung zu schonen, übertrug 
Friedrich Wilhelm III. seine Krondomänen dem Staate und 
behielt sich nur von deren Einkünften eine bestimmte Summe all- 
jährlich vor. 
Am folgenreichsten war die Steuer- und Zollresorm. Die 
zahlreichen im Jnlande bestehenden Zölle/ die den Handel und 
Verkehr lähmten, wurden aufgehoben und dem Auslande gegenüber 
mäßige Grenzzölle^ eingeführt; diese schützten das einheimische 
Gewerbe, namentlich die ausblühende Baumwollen- und Seiden- 
Industrie, gegen die englische Konkurrenz, die seit der Aufhebung 
der Kontinentalsperre mit ihren Waren das Festland überschwemmte. 
Um dem Verkehre mit den deutschen Nachbarländern freie Bahn 
zu schaffen und die Grenzbewachung zu vereinfachen, bemühten sich 
die preußischen Finanzminister von Motz und Maaßen, die 
Regierungen der angrenzenden deutschen Staaten zu einer Zoll- 
Vereinigung zubewegen. Nur widerstrebend schlössen nach und nach 
die meisten von ihnen sich dem preußischen Zollsysteme an. Aus 
manche konnte Preußen einen Druck ausüben, indem es auf die 
das preußische Zollgebiet passierenden Waren einen hohen Durch- 
gangszoll legte; allen aber bot es unter eigenen Opfern große 
Vorteile, da es im eigenen Lande und in den angeschlossenen Ländern 
für den Bau von Landstraßen und die Erleichterung des Verkehres 
auf den Wasserstraßen in umfassendem Maße sorgte, sowie bei der 
Verteilung der Zolleinnahmen, zum großen Nutzen für die ver- 
hältnismäßig wenig Handel treibenden kleineren Staaten, die Kopfzahl 
1 Die an den Stadttoren erhobene Accise fiel für alle Waren (außer 
Tabak und geistigen Getränken) weg. Dafür wurde in den Städten eine 
Mahl- und Schlachtsteuer oder — wie auch auf dein Lande die Klassen¬ 
steuer eingeführt. 
2 Durchschnittlich 10 % des Wertes bei ausländischen Fabrikaten (Schutz- 
zoll), 20 % bei Kolonialwaren (Finanzzoll). 
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