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zur Beurteilung der damaligen Verhältnisse von Bedeutung ftnb, unter
ihnen den berühmten Schutzbrief für die Christen. L. Annäus Seneca
(st. 65), der Erzieher des Nero, verfaßte philosophische Abhandlungen über
den Zorn, die Seelenruhe, die Kürze des Lebens u. in denen er die
Grundsätze der stoischen Moral verteidigt. Die Tragödien, die unter dein
Namen des Seneca gehn, sind arm an Handlung und schwach in der
Charakterzeichnung. Das bedeutendste naturgeschichtliche Werk des Alter-
tums ist die Historia naturalis des C. Plinius Secundus, welcher
79 n. Chr. bei dem Ausbruche des Vesuv ein Opfer seines Wissenschaft-
lichen Forschungstriebes wurde.
Die griechischen Schriftsteller unter der römischen Herr-
schast haben sich größtenteils nur aus dem Felde der Geschichtschreibung
ausgezeichnet. Dionysius aus Halikarnassus (c. 60) stellt in seiner
römischen Altertumskunde die Geschichte und Verfassung Roms mit
gesundem Urteil und in gewandter Sprache dar. Flavius Josephus,
ein Jude aus dem Geschlechte der Makkabäer (st. c. 93) erzählt die Ge¬
schichte des jüdischen Krieges unter Titus und gibt in seiner
jüdischen Altertumskunde eine Geschichte seines Volkes von Er-
schasfung der Welt bis auf Nero. Plutarchus aus Chäronea (st. c. 130)
zeichnet in seinen Lebensbeschreibungen berühmter Griechen und Römer
{ßloL TiagaUrj/ioi) anziehende Bilder alter Helden und Staatsmänner.
Flavius Arrianus aus Nikomebien (st. c. 170) beschrieb ben Felbzug
des Alexander nach Asien in reiner attischer Sprache unb mit Be¬
nutzung ber besten Quellen. Sein Zeitgenosse Appianus aus Alexandrien
behanbelte in seiner römischen Geschichte, von ber uns noch bie Dar-
stellung ber Bürgerkriege erhalten ist. bie Geschichte ber verschiedenen
Länber bis zu ihrer Vereinigung mit Rom. Eine vollstänbige römische
Geschichte in 80 Büchern, von betten aber nur Bruchstücke übrig sinb,
von der Ankunft des Äneas in Italien bis zum I. 229 n, Chr. schrieb
Dio Cassius aus Nicäa (st. c. 229) in einer rhetorisch gekünstelten
Sprache, aber mit sorgfältiger Benutzung der Quellen. — Unter den
philosophischen Schriften geben die Dialoge des Lucianus aus Samosäta
in Syrien (c. 170) ein getreues Abbild der gesunkenen Sitten und der
Glaubenslosigkeit seiner Zeit.