— 83 -
er seinen Plan, Italien ganz mit dem deutschen Reiche zu vereinigen.
Aber er starb bald zu Rom (983) unter den Zurüstungen zu einem neuen
Feldzuge nach Unteritalien.
4. Otto III., 983—1002.
§ 54. 1. Unruhen während der vormundschaftlichen Re-
gierung. Für den gleich nach des Vaters Tode gekrönten Otto III.,
ein kaum dreijähriges Kind, führten seine Großmutter Adelheid und
seine feingebildete und staatskluge Mutter Theophauo, vom Erzbischof
Willigis von Mainz unterstützt, die vormundschaftliche Regierung. Da
sich aber viele Großen der Herrschaft der königlichen Frauen nicht fügen
wollten, so machte der Herzog Heinrich der Zänker von Bayern
als nächster männlicher Verwandter des jungen Königs Ansprüche auf
die Regierung. Er verband sich mit Lothar II. von Frankreich und
den Herzögen von Böhmen und Polen, bemächtigte sich des königlichen
Kindes und strebte unverhohlen nach der Krone. Aber die sächsischen
Vasallen und Erzbischof Willigis hielten die Rechte Ottos aufrecht
und zwangen Heinrich zur Auslieferung des königlichen Knaben. Heinrich
erhielt Verzeihung, aber Kärnten, fortan eigenes Herzogtum, und die
Mark Verona wurden von seinem Herzogtum Bayern abgetrennt (985).
2. Seine drei Züge nach Italien. Sobald der von dem
kunstsinnigen nachmaligen Bischöfe Bernward von Hildesheim und dem
durch Kenntnisse in den Naturwissenschaften berühmten Franzosen Ger-
bert erzogene, mit Begeisterung für die Größe des alten Rom und
Verachtung des heimischen Wesens erfüllte König nach der Sitte seiner
Zeit schon im fünfzehnten Jahre für mündig und waffenfähig erklärt
war, trat er seinen langersehnten Römerzug an. Da der päpstliche
Stuhl gerade erledigt war, so setzte er einen Verwandten des sächsischen
Königshauses, Gregor V., den ersten deutschen Papst, ein und ließ sich
von ihm zum Kaiser krönen (996). Als aber nach seiner Entfernung
aus Rom der an der Spitze einer römischen Adelspartei stehende Eres-
centins einen Gegenpapst erhob, sah sich der Kaiser zu einem zweiten
Zuge nach Rom veranlaßt. Er ließ den Gegenpapst auf einer Synode
entsetzen und den Crescentius enthaupten. Bei Gregors plötzlichem Tode
erhob er seinen Lehrer, den Erzbischof Gerbert von Ravcnna, als
Silvester II. auf den päpstlichen Stuhl. Dieser suchte den jugend-
liehen Kaiser für den Plan zu gewinnen, die römische Weltherrschaft
wieder aufzurichten und Rom zum Hauptsitze seiner Macht zu erheben.
6*