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2. Latium, bis über den Liris Hinausteichend. Hier lag die Haupt-
ftadt Rom, auf der linken Seite der Tiber auf den sieben (50—60 m
hohen) Hügeln Palatinus, Capitolinus, Cälius, Aventinus, Quirinalis,
Biminalis, Esquilinus, nahe genug dem Meere, um eine Verkehrsstadt,
und weit genug von der Küste, um eine Ackerstadt zu sein.
Die Stadt hatte in den verschiedenen Zeiten eine sehr verschiedene Aus¬
dehnung. Die älteste Stadtmauer war die des Rornulus, welche nur den
* viereckigen Palatinus (Roma quadrata) umschloß. Die zweite Mauer, von
welcher noch Überreste erhalten sind, baute Servius Tullins; sie umfing
bereits die 7 Hügel. Die dritte Festungsmauer wurde im 3. Jahrhundert
n. Chr. von den Kaisern Aurelian und Probus angelegt und umschloß auch
den Pincius im N. und den Janiculus im W., sowie das Marsfeld. Die
merkwürdigsten Örtlichkeiten der Stadt waren: 1. Das Forum (10000 qm
groß), der Mittelpunkt des Verkehrs und des politischen Lebens, in dem
Tale zwischen dem Palatinus, Capitolinus und Esquilinus. Es war durch
ein viereckiges Gebäude, an dem die Rednerbühne, rostra, angebracht war,
in das Comitium und das Forum im engeren Sinne geteilt. An der
Seite des Forum lagen die Curia Hostilia, das Amtshaus des Senates,
und die Tempel des Janus und der Vesta mit der Regia, der Amtswohnung
des Pontifex maximus, sowie mehrere Basiliken oder Gerichtshallen. Später
entstanden als Erweiterung des Forums die von einzelnen Kaisern ange-
legten und nach ihnen benannten Kaiserfora. 2. Die Kloaken, unterirdische
Abzugskanäle, um das zwischen den Hügeln zusammenfließende Wasser ab-
zuführen und den Boden, den die austretende Tiber überströmte, trocken zu
legen. Ein Teil dieser gewaltigen Stromgewölbe, die Cloaca maxima, aus
Steinen ohne Mörtel in drei mächtigen Bogen aufgeführt, ist noch gut erhalten.
3. Der Campus Martins, außerhalb der Stadtmauer au dem linken Ufer
der Tiber, der Ort für die Heerschau und für kriegerische und gymnastische
Übungen; später bebaut und heute der Hauptteil Roms. 4. Der Circus
maximus, in dem Tale zwischen dem Palatinus und Aventinus, eine ovale
Rennbahn, die die Arena für die Ludi magni s. Romani umfaßte, angeblich
von dem König Tarquinius Priscus angelegt. 5. Von den zahlreichen Tempeln
waren der des Jupiter Capitolinus auf dem capitoliuischen Berge und
das von M. Vipsanius Agrippa nach dem Siege bei Actium auf dem
Campus Martius erbaute Pantheon die berühmtesten. 6. Unter den Pa¬
lästen zeichnete sich das goldene Hans (domus aurea) des Kaisers Nero auf
dem Palatinus vor allem durch seine Ausdehnung und Pracht aus. 7. Die
größten Theater waren das Theater des Pompejus, das des Claudius
Marcellus mit 30 000 Sitzen, welches Augustus erbaute und nach seinem
Schwiegersohne benannte, und das mächtige Amphitheatrum Flavium
für Tier- und Gladiatorenkämpfe, später Colosseum genannt, welches
Kaiser Vespasian in der Talsenkung zwischen dem Esauilinus und Cälius
anlegte und sein Sohn Titus vollendete. Es faßte 80 000 Zuschauer und
; gibt noch jetzt in seinen gewaltigen Überresten Zeugnis von dem Glänze des