Full text: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 (Bd. 2)

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Nach der letztwilligen Verfügung Heinrichs VIII. sollte bei seinem 
Ableben sein Sohn Eduard, wenn dieser ohne Erben stürbe, seine Tochter 
aus erster Ehe, Maria, und nach ihr Elisabeth folgen. Während Eduards 
Minderjährigkeit führte der Erzbischof Cranmer (spr. Cränmer) das 
Reformationswerk fort und brachte eine allgemeine Liturgie zur Ein- 
führnng. Der Herzog von Northumberland wußte den kränkelnden 
König zu bestimmen, damit nicht Maria, eine erklärte Feindin der Re- 
formation, den Thron besteige, seine Schwiegertochter Johanna Gray 
(spr. Gre), eine Urenkelin Heinrichs VII., zur Thronfolge zu berufen. 
Aber der Plan scheiterte. Maria wurde bei Eduards Tode allgemein 
als Königin anerkannt; Northumberland, sein Sohn und seine Schwieger- 
rnntter büßten ihr Unterfangen auf dem Blutgerüste. Marias Bestreben, 
die katholische Religion in England wieder zur Herrschaft zu bringen, 
hatte keinen dauernden Erfolg. Unter ihrer Nachfolgerin Elisabeth 
erhielt der Protestantismus durch die Gründung der anglikanischen oder 
Hochkirche eine festere Form. 
Zweiter Abschnitt. 
Vom Regierungsantritt Philipps IL von Spanien bis zum Beginne 
des dreißigjährigen Krieges. Die Zeit Philipps II. von 
Spanien und der Elisabeth von England, 
1556—1618. 
§ 117. Beim Tode Karls V. teilte sich das habsbnrgische Hans 
in zwei Linien, in die deutschen und die spanischen Habsburger. In 
Deutschland folgte auf Karl (1556) sein Bruder Ferdinand I., welcher 
bereits einen Teil von Ungarn nebst Böhmen, Schlesien und der Lausitz 
besaß. In den übrigen Besitzungen Karls erhielt sein Sohn Philipp 
die Regierung. Philipp II. (1556—1598) war bei seinem Regiernngs- 
antritt der mächtigste Herrscher Europas. Außer Spanien beherrschte 
er das durch Vizekönige regierte Neapel und Sicilien, das Herzogtum 
Mailand, die damals mächtig aufblühenden Niederlande, die Franche 
Comte, Westindien und die goldreichen Königreiche Mexiko und 
Peru. Durch die angestrengteste Tätigkeit suchte er noch mehr seine 
Macht in jeder Beziehung zu heben und alle Schranken, die seinem 
königlichen Willen entgegenstanden, zu durchbrechen. Mehr noch als sein 
Vater Karl stellte er sich die Aufgabe, die katholische Religion in seinen 
Landen zu erhalten.
	        
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