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Das unerschöpfte Thema der hellenistischen .neuen Komödie" (Haupt-Neue Komödie.
Vertreter Menandros aus Athen, gest. 291) ist die Liebe zwischen
vornehmen Jünglingen und schönen Hetären. Trefflich ist die Situations-
komik, gut die Charakterzeichnung. Die Personen sind meist dieselben:
der strenge oder milde Vater, der hungrige Parasit, der aufschneidende
Hauptmann ct. D., der geldgierige Kuppler, der immer den Kürzeren
zieht, der faule Tausendsassa von Sklave und dann die Hauptpersonen
bald himmelhoch jauchzend, bald zu Tode betrübt. Die neue Komödie
kennen wir näher durch zahlreiche erhaltene römische Bearbeitungen.
Eine gleich große Rolle spielte das Liebesmotiv in den Elegien Elegie,
hellenistischer Zeit. Schon im 4. Jahrh. hatte Antimachos V. Kolo-
phon sich durch das elegische Gedicht „Lyde" über den frühzeitigen
Tod einer gleichnamigen Geliebten hinweggetröstet. Sein Beispiel sand
Nachahmung. Bald erschienen zahlreiche Elegienkränze, die alle den
Namen des gefeierten Mädchens als Titel trugen. Philitas von Kos
und Hermesianax von Kolophon waren die berühmtesten. In
elegischem Versmaße behandelte der große Gelehrte Kallimachos von
Kyrene meist erotische Gründungssagen.
Theokrit von Syrakus ward durch seine Idyllen der Schöpser
der Hirtendichtung.
Prosa. Sehr gepflegt wurde die Redekunst (Rhetorik). Von Redekunst,
den zehn attischen Rednern ist Jsökrates als Lehrer und
Schöpser kunstvoller, gleichmäßiger Satzperioden ausgezeichnet, Lysias
ist einfach und anmutig in Wortwahl und Satzbau. Unübertroffen in
der Glut feiner Sprache uud der Wucht und dem Klang seiner Sätze
ist der große Demosthenes, der leidenschaftliche Gegner der Makedonen.
Die Reden sind zumeist veröffentlichte Gerichts- und Staatsreden.
Seit dem 3. Jahrh. unterschied man einen einfachen attifchen und
einen gezierten asian-ischen Redestil. Redestile.
Wissenschaft. Auch die Wissenschaft gravitierte nach dem Osten.
Alexandria und Pergamon waren die Hauptsitze. In Alexandria
hatten die Ptolemaier eine Akademie der Wissenschaften gegründet. Die
größten Gelehrten der Zeit gehörten ihr an. In einem eigenen Ge-
bäude, dem Museion (Museum) mit Wandelhalle, Lese- und Speisesaal, Museion.
konnten sie ihren Studien obliegen. Eine Bibliothek von 200000 Buch-
rollen stand zur Verfügung. Hier wurden die alten Schriften gesammelt,
ihr Text kritisch festgestellt, dann Ausgaben und Kommentare gemacht.
So entstand und blühte die Philologie. Aristarchos von Samos und Philologie.
Zenodotos von Ephefos erwarben sich um die homerischen Epen
bleibende Verdienste. Die Mathematik sand in Eukleides ihren Mathematik.