Full text: Das Altertum (Teil 1)

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geistige Berührung kamen, konnten dann jüdisch-religiöse Vorstellungen 
mit griechisch-philosophischen sich verschmelzen. Als Zwischenglieder er- 
schienen nun höhere Wesen (Engel), und der Gedanke an einen vermit- 
telnden Erlöser, an einen Helfer in der Weltüberwindung, trat immer 
deutlicher hervor. Zur Zeit Christi versuchte in Alexandria der Jude 
Philon das Alte Testament durch allegorische Deutung im griechisch- 
philosophischen Sinne auszulegen. Als Mittler zwischen Gott und Welt 
erscheint bei ihm der Logos (Wort. Vernunft), einmal in der Auf- 
sassung einer schöpferischen Kraft Gottes, dann aber auch aufgefaßt als 
Sohn Gottes. Da man bezweifelte, daß die menschliche Erkenntnis ganz 
ausreichte, so entstand einerseits krasser Unglaube und andererseits 
tiefe Sehnsucht nach Offenbarung. Man wandte sich orientalisch- 
heidnischen Kulten zu oder suchte die Offenbarung in den religiösen 
Schriften des Orients. So wurde besonders die griechisch-jüdische Philo- 
sophie zur Religionsphilosophie. Diese verfolgte zugleich einen 
praktischen Zweck: Hebung des tief gesunkenen religiösen Be- 
wußtseins. Jedenfalls haben die Philosophen auch erreicht, daß die 
Welt zur Zeit Christi für religiöse Gedanken sehr empfänglich war. So 
grub der Hellenismus durch Verbreitung der griechischen Sprache und 
Philosophie das Bett, in dem der Strom des in Juda entstehenden Vorbereitung 
Christentums sich über die damalige Welt ergießen konnte, um das Christentums, 
ganze Leben reinigend umzugestalten.
	        
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