Full text: Römische Geschichte (H. 2)

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in der Ebene vom Arno bis an die Tiber fest, welches Land nach 
ihnen Etrnrien genannt wurde. Ober-Jtalien wurde ihnen von 
den nachdrängenden Galliern oder Kelten wieder entrissen; in 
Etrnrien aber hielten sie sich. Sie erlangten durch Handel, In- 
dustrie und Seeraub eine so große Macht, daß sie sich auch an der 
latinischen und campanischen Küste festsetzen konnten und im Bunde 
mit Karthago die Hellenen längere Zeit von dem tyrrhenischen Meere 
verdrängten. 
Unter diesen Völkerschaften haben die Latiner die größte Bedeu- 
tung gewonnen, da aus ihnen der weltherrschende römische Staat 
hervorgegangen ist. Sie zerfielen schon in den ältesten Zeiten in 30 
mit einander verbundene Gemeinden, deren Vorort Alba longa 
auf dem Albanerberge war. Sie brachten alljährlich auf diesem 
Berge an dem latinischen Feste (feriae Latinae) dem latinischen 
Gotte (Iupiter Latiaris) ein Opfer dar, und im Anschluß an dieses 
Fest versammelten sich die Vertreter der einzelnen Gemeinden zur 
gemeinsamen Beratung am Quell der Ferentma. Wie nun und 
wann unter dieser Völkerschaft die Stadt Rom entstanden ist, läßt 
sich nicht mehr ermitteln. Die Sage von Roms Gründung lautet 
also: 
Aus dem brennenden Troja rettete sich Äneas, des Anchises und 
der Venus Sohn, und gelangte, verfolgt von dem Zorne der Juno, 
nach langen Irrfahrten und schweren Drangsalen mit einer Schar 
Trojaner an das latinische Gestade. Hier wurde er von dem König 
Latinus freundlich aufgenommen, heiratete dessen Tochter Lavinia 
und gründete die Stadt Lavininm. Sein Sohn Ascanius, der 
auch Julus genannt wird, folgte ihm in der Regierung und erbaute 
die Stadt Alba longa, welche fortan die Hauptstadt des Reiches 
war. Hier hatten die Nachkommen des Ascanius 300 Jahre ge¬ 
herrscht, da wurde einer von ihnen, der König Numitor, von seinem 
jüngeren Bruder Amulius entthront, und Amulius, der nicht den 
schwachen Numitor, wohl aber dessen Erben fürchtete, ließ Numitors 
Sohn töten und wählte seine Tochter Rea Silvia unter die 
Jungfrauen der Vesta. Aber die Vestalin gebar Zwillinge, Ro- 
mulus und Remus, die Söhne des Mars. Da ließ der erzürnte 
Tyrann die Mutter töten und die Kinder in einer Mulde in der
	        
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