Full text: Römische Geschichte (H. 2)

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Hannibal, den Oberbefehl erhielt, da war das Werk so weit gefördert, 
daß Karthago selbst den Krieg beginnen konnte. 
Hannibal, ein unerschrockener, ausdauernder und genialer Feld- 
Herr, der größte Feind, den Rom jemals gehabt hat, faßte den Plan, 
sein starkes und sieggewohntes spanisches Heer zu Lande nach Ober- 
Italien zu führen, die dort wohnenden Gallier, die von den Römern 
eben besiegt, aber noch nicht beruhigt waren, zur Erneuerung des 
Krieges gegen Rom zu bewegen und dann gestützt auf sie Rom im 
Sitze seiner Macht anzugreifen. Er begann damit, daß er eine mit 
Rom verbündete spanische Stadt, Saguntum, eroberte und zerstörte, 
und als dieses Friedensbruches wegen von Rom der Krieg erklärt 
wurde, sicherte er Spanien durch eine ausreichende Anzahl Truppen 
unter seinem Bruder Hasdrubal und zog mit dem Kern der Armee 
im Jahre 218 über die Pyrenäen, durch das südliche Gallien und 218 
auf dem Paß des Kleinen St. Bernhard über die Alpen. Als er 
vor den Pyrenäen stand, war sein Heer 50 000 zu Fuß und 9000 
zu Pferd stark, und als er von den Alpen herabkam, hatte er noch 
20 000 zu Fuß und 6000 Reiter. Aber er stand in Italien und 
fand die Römer nicht vorbereitet auf seine Ankunft. Sie hatten den 
einen Konsul Tiberius Sempronius nach Sicilien geschickt mit 
dem Befehl, von Lilybäum nach Afrika überzusetzen, und der andere 
Konsul Publius Cornelius Scipio hatte den Auftrag erhalten, 
zur See nach Spanien zu gehen und dort Hannibal zu bekriegen. 
Nun kehrte zwar Scipio, als er in Massilia Hannibals Marsch erfuhr 
und ihn nicht mehr hindern konnte, sogleich zur See nach Ober- 
Italien zurück; da er aber sein Heer unter seinem Bruder Gnäns 
Scipio weiter nach Spanien fahren ließ, so konnte er nur mit den 
in Ober-Italien stehenden unzureichenden Truppen Hannibal ent- 
gegentreten und erlitt in einem Reitergefecht am Ticrnus eine 
empfindliche Niederlage. Er ging daraus über den Po zurück und 
nahm, gestützt auf die Festung Placentia, auf den Hügeln am rechten 
Ufer der Trebia eine starke Verteidigungsstellung ein. Hier hielt er 
sich, bis sein aus Sicilien zurückberufener Kollege Sempronius heran- 
kam. Das romische Heer war nun dem Heere Hannibals voll- 
kommen gewachsen, und es hätte durch bloßes Ausharren in dieser 
Stellung Hannibal in arge Verlegenheit bringen können. Aber
	        
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