Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

§70. 
Die Landgrafschaft Thüringen. 
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Lande, daß er die richterliche Macht des Landgrafen in Landfriedens- und 
Lehnsangelegenheiten gegenüber dem widerspenstigen Adel behaupten konnte; 
weiter reichten die landgräflichen Rechte damals noch nicht, und die ver- 
schiedenen Grafenhäuser waren ihm nicht untergeordnet. Durch Heirat er- 
warb er ausgedehnten Güterbesitz in Hessen und die Lehnshoheit über zahl- 
reiche hessische Gebiete. Durch diesen außerordentlichen Gebietszuwachs, der 
das landgräfliche Territorium um mehr als die Hälfte vermehrte, wurde 
Einfluß und Macht des Landgrafen bedeutend gehoben. — Sein Sohn 
Ludwig II., der Eiserne (1140—1172), den die Sage als harten Unter- 
Drücker adligen Trotzes kennt (Sage vom Schmied von Ruhla), war wie 
sein Vater ein eifriger Parteigänger der Staufen gegen die Welfen. — 
Auch Ludwig III., der Milde (1172—1190), stand im Kampfe Barbarossas 
gegen Heinrich den Löwen auf staufischer Seite und erhielt von Friedrich I. 
dafür die erledigte Pfalzgrafschaft Sachsen (vgl. § 42) mit Allstedt. Er 
starb auf der Heimkehr vom 3. Kreuzzuge. — Ihm folgte sein Bruder 
Hermann I. (1190—1217). In Eisenach, wo der kunst- und Pracht- 
liebende Fürst mit seiner Gemahlin Sophie von Bayern glänzend Hof hielt, 
sanden Fahrende und Sänger gastfreundliche Aufnahme und verständnisvolle 
Anregung zu dichterischem Schaffen; der Ruhm seiner Freigebigkeit und 
Kunstfreundschaft überstrahlte selbst den des babenbergischen Hofes in Wien 
(vgl. §69,2). Heinrich von Veldeke vollendete als Gast Hermanns und auf 
jeine Veranlassung seine Äneide; die beiden größten Dichter der Zeit, 
Wolfram von Eschenbach, der am Hofe zu Eisenach einen Teil des Parzival 
schrieb, und Walter von der Vogelweide genossen seine Gastfreundschaft und 
haben „der Düringe bluome" als den größten Mäcen der Zeit verherrlicht. 
Die spätere Sage vom Sängerstreit und das Lied vom Wartburgkrieg gehen 
auf diese Glanzperiode des Landgrafenhofes zurück. — Politisch freilich war 
er einer der verschlagensten und charakterlosesten Fürsten seiner Zeit. Nach 
1 Ludwig d. Bärtige, 
Graf v. Schauenburg 
I 
Ludwig d. Springer 
X) Ludwig I. 
(Landgraf U30) f MO 
I. 
2) Ludwig II., 
d. Eiserne f U72 
3) Ludwig III, 4) Hermann 1. 11217 
t>. Milde f U90 (Gem. Sophie v. Bayern) 
5) Ludwig IV., d. Heilige f 1227 7) Heinrich Raspe Jutta 
((Sem. Elisabeth d. Heilige v. Ungarn) f 12^7 (Gem. Dietrich v. Niettin, 
| Markgraf v. Meißen) 
| 
6) Hermann II. Sophie 8) Heinrich d. (Erlauchte, 
f (Gem. Heinrich v. Brabant) Markgr. v. Meißen j 1288 
| [1263] Landgraf v. Thüringen) 
Heinrich I., das Aind Heinrich v. Brabant 9) Albrecht d. Entartete 
(1263 Landgraf v. Hessen)
	        
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