194 Die Reformation vom Nürnberger bis zum Augsburger Religionsfriedeu. § 105.
die nicht zum Schmalkaldischen Bunde gehört hatten, vermochte er nicht
durchzuführen und machte sich alle, auch die katholischen deutschen Fürsten,
dadurch zu Feinden, daß er ihre Macht herabzudrücken suchte. Infolge
körperlicher Leiden wurde er immer eigenwilliger und herrischer. Mit
seinem Bruder Ferdinand entzweite er sich über die Nachfolge im Reiche;
überdies lockerte sich der Friede mit den Türken und mit Frankreich, der
ihm seine Siege in Deutschland ermöglicht hatte. Es war ein erster Miß-
erfolg, daß sich die Fürsten weigerten, seinen Sohn Philipp zu wählen.
Die Fürsten. Allmählich bildete sich in Norddeutschland eine Fürstenver-
schwörung gegen ihn aus, an deren Spitze der bedeutendste der damaligen
Reichsfürsten, Moritz von Sachsen, trat. Trotz der verhängnisvollen
Hilfe, die er dem Kaiser geleistet hatte, war sein Verhältnis zu jenem
gespannt; der Kaiser warf Moritz die lässige Durchführung des Interims
vor, das dieser nur in einer milderen Form („Leipziger Interim") zu
veröffentlichen gewagt hatte, und Moritz fürchtete für seine Selbständig¬
keit. Beauftragt, an Magdeburg die Acht zu vollstrecken, entließ er das
zu diesem Zwecke gesammelte Heer auch nach Eroberung der Stadt
nicht. Um die Geldmittel für den bevorstehenden Feldzug zu erlangen,
verbündete er sich mit Heinrich II., dem Nachfolger Franz' I., und über¬
ließ ihm Metz, Toul und Verdun, die der französische König als
„Vikar des Reiches" verwalten sollte. Während dieser die Städte sofort,
wenn auch nicht ohne Widerstand, besetzte, wandte sich Moritz im Früh-
jähr 1552 gegen den Kaiser und zwang ihn durch die rasche Erstürmung
der Ehrenberger Klause zur Flucht von Innsbruck über den Brenner. Nun
Passauer entschloß sich Karl zum Frieden. Durch den Passauer Vertrag, den
Ferdinand in seinem Namen mit den Fürsten vereinbarte, wurde das
5 ' Interim beseitigt und vorläufig ein Religionsfriede geschlossen. Landgraf
Philipp erhielt seine Freiheit wieder; Johann Friedrich war schon vorher
aus der Gefangenschaft entlassen worden.
...... Für das verlorene Wittenberg begründete er sogleich in Jena eine neue
Jena (1558). Universität, die durchaus der Sache des Protestantismus dienen sollte. Nach
seinem Tode (1554) wurde sie 1558 eröffnet.
Trotz des Passauer Vertrages setzte Markgraf Albrecht (Alcibiades)
von Brandenburg-Kulmbach den Krieg gegen die geistlichen Fürsten auf
eigene Hand fort. Mit einer Anzahl norddeutscher Fürsten verbündet,
Siems.zog Moritz gegen ihn zu Felde und schlug ihn 1553 bei Sievershausen
hausen (unweit Braunschweig), wurde jedoch tödlich verwundet und starb bald
(1553)' darauf, erst 32 Jahre alt. Der Versuch des Kaisers, den Franzosen Metz
wieder zu entreißen, schlug fehl.
Naumburger In einem Vertrage zu Naumburg (1554) trat Kurfürst August, Moritz
Vertrag Bruder, den Ernestinern einige Plätze an der Saale (Dornburg, Kamburg],
<i554). |erner Ottenburg, Eisenberg und den Neustädter Kreis ab; im übrigen blieb
es bei den Bestimmungen der Wittenberger Kapitulation.