18 Die Germanen. § 5.
vorausgegangen; der Volksgemeinde wurde das Ergebnis ihrer Beratungen
mitgeteilt und die Frage an sie gerichtet, ob sie zustimme oder nicht;
durch Aueinanderschlagen der Waffen stimmte sie zu, durch Murren
lehnte sie ab.
StSeUnb den Krieg wurde einer der Häuptlinge zum Herzog erwählt.
n,0e' Nur bei den Ostgermanen hören wir von Königen; man entnahm sie
bestimmten Geschlechtern, erhob den Gewählten auf den Schild und über-
reichte ihm den Speer als Wahrzeichen seiner Gewalt. Aber er wirkte
mehr durch sein Beispiel als tapferer Krieger und durch Klugheit im Rat
als durch seine Amtsgewalt; ein untüchtiges Königtum war kaum denk-
bar. Man ehrte ihn durch freiwillig dargebrachte Gaben.
Gefolge. Die Häuptlinge wählten sich aus tapferen Jünglingen von edlem
Geschlechte ein Gefolge, das im Kriege eine Leibwache, im Frieden ein
Ehrengeleit bildete. Die persönliche Freiheit des Kriegers wurde durch
die Gefolgschaft nicht geschmälert, da sie auf einem freiwilligen Vertrage
zwischen Herrn und Mann beruhte; dieser war Gehorsam und Treue
bis zum Tode schuldig, jener hatte für den Unterhalt seines Mannes zu
sorgen. Wer ein großes Gefolge unterhielt, war dadurch oft zu Beute-
zügeu genötigt. Das Gefolge diente nicht dem Vorteil des Landes oder
Stammes, sondern nur dem Ruhme des Gefolgsherru.
Kriegswesen. Alle Freien waren wehrpflichtig. Im Kriege traten sie nach Sippen
und Hundertschaften geordnet zum Heer zusammen. Sie kämpften zu Fuß
— nur die Häuptlinge und ihr Gefolge stritten bisweilen zu Pferde — und
stellten sich vor dem Kampfe zu einem großen keilförmigen Schlachthaufen
(Eberkopf) auf, der trotz der oft mangelhaften Bewaffnung des einzelnen
Mannes durch den gewaltigen Druck der Masse den Sieg erzwang. Wenn
sie aus der Wanderung Weib und Kind und fahrende Habe mit sich
führten, so schoben sie vor der Schlacht die Wagen zu einer Wagenburg
zusammen, in der sie die Ihrigen und ihren Besitz bargen und auf die
sie sich im Falle einer Niederlage zurückzogen. Als sie später seßhaft
geworden waren, legten sie zwischen Wald und Sumpf oder auf schwer
zugänglichen Bergrücken Ringwälle (Bauernburgen) als Zufluchtsorte in
Notzeiten an.
Wirtschaft. Das Haus des Germanen hat man sich noch sehr unvollkommen
^nufc^1 vorzustellen; es war aus Holzwerk ausgeführt, am Giebel häufig mit einem
Pferdekopfe geschmückt. Gehöft und Garten umschloß ein Pfahlzaun.
Auch das ganze Dorf war bisweilen eingehegt, mehr um das Vieh am
Verlaufen zu hindern und dem Raubwild den Zutritt zu wehren, als um
einem feindlichen Angriffe zu begegnen. Von dem Gehöfte des Freien
unterschied sich die geräumige Halle des Häuptlings oder Gesolgsherrn.
Ärmere bauten bienenkorbähnliche Behausungen aus Flechtwerk und Schilf;
Steinban führten erst die Römer ein. Frauen und Sklaven verfertigten,