Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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nicht einigen, als sie 1529 in Marburg zusammeilkamen. Zwingli fiel 1531 in 
der Schlacht bei Kappel gegen die Truppen der katholischen Waldstätten. 
Von größerer Bedeutung war das Wirken des Franzosen Calvin. Er 
bildete Zwinglis Lehre weiter aus und gab seinen Gemeinden strenge Ordnungen. 
Die Stadt Genf war sein Hauptwirkungskreis. Von hier aus verbreitete sich seine 
Lehre zunächst nach Frankreich und den Niederlanden; auch in Deutschland fand sie 
später viele Anhänger: diese heißen Reformierte. 
i) Luthers ferneres Wirken. Sein Tod. Mehr als zwei Jahrzehnte war 
für die Protestanten das kleine Wittenberg die Hauptstadt Deutschlands. Von hier 
war für sie ein unendlich reicher Segensstrom ausgegangen; hier fanden sie auch 
stets für ihre Gewissenszweifel Klärung, für ihre Seelennöte Trost. Unermüdlich 
arbeitete Luther an der Stärkung der Seinen im Glauben und an ihrer Erziehung 
zu wahrer Frömmigkeit. Aber auch in weltlichen Dingen war der rastlose 
und hellblickende Mann ein vielbegehrter Ratgeber. Nicht wenige Fürsten 
suchten nicht bloß seinen Rat bei der Neuordnung des Kirchen- und Schulwesens 
in ihren Landen, sondern auch seine Vermittlung bei ihren weltlichen Streitig- 
leiten. Der einst ungestüme Kämpfer und kühne Reformator war jetzt oft ein ruhiger 
und milder Schiedsrichter und brachte gewöhnlich alles zu gutem Ende. Bittere 
Stunden blieben ihm freilich auch nicht erspart. Viel Kümmernis bereitete ihm 
die Streitsucht der eigenen Anhänger sowie das Aufkommen des Calvinismus, und 
mit großer Besorgnis sah er dem Laufe der Dinge entgegen, als der Kaiser es 
nicht mehr bei Drohungen bewenden ließ, sondern ernstlich zur Niederwerfung der 
Protestanten rüstete. Aber sein Vertrauen auf den allgemeinen Sieg des Evan- 
geliums festigte sich von Tag zu Tag, denn es erschien ihm auf ewig festen Grund 
gebaut. Nicht bloß in Deutschland hingen ihm Millionen an, in Dänemark und 
Schweden war seine Lehre bald vollständig durchgedrungen. Trotz schwerer körper- 
licher Leiden war er 1546 auf Bitten der Grafen von Mansfeld nach Eisleben 
gereist, um Streitigkeiten zwischen ihnen zu schlichten. Gerade als ihm dies 
gelungen war, verschlimmerte sich plötzlich sein Leiden. Ruhig sah er den, Tode 
ins Auge. Auch aus dem Sterbebette freute er sich seines Lebenswerkes und starb, 
mit Gott und Christo versöhnt, eines sanften Todes (18. Februar 1546). Sein 
Leichnam wurde in der Schloßkirche zu Wittenberg beigesetzt. Wir dürfen 
Luther mit Stolz als einen der größten Söhne unserer engern 
Heimat bezeichnen. Noch heute reden die Orte eine deutliche 
Sprache zu uns, an denen seine Geburt und sein Sterben, seine 
Erziehung, seine Vorbereitung zum Reformator und feine 
Wirksamkeit erfolgten. 
7. Kaiser Karl V. und die Protestanten. 
a) Kampf mit Franz I. von Frankreich um die Vorherrschaft in Europa. 
Während so in Deutschland der große Geisteskampf ausgefochten wurde, hallten 
West- und Südeuropa wieder von dem Lärm eines großen Krieges, der zwischen 
dem Kaiser Karl V. und dem Könige Franz I. von Frankreich ent¬ 
standen war. Es handelte sich um nichts Geringeres als um die Vorherr- 
schaft in Europa. 
Die Macht des Hauses Habsburg hatte innerhalb weniger Jahrzehnte einen für 
die übrigen Herrscher Europas wahrhaft bedrohlichen Umfang gewonnen. Karl war, 
als er Kaiser wurde, nicht bloß Besitzer der großen deutschen Habsburgischen 
Kronländer; ihm gehorchten auch die blühenden Niederlande. Er war 
außerdem König von Spanien, und seine Kriegsscharen eroberten ihm eben da- 
mals unermeßlich reiche Länder in der Neuen Welt. Ferner hatte er 
begründete Ansprüche aus das Herzogtum Burgund, auf das Herzogtum Mai- 
land und auf das Königreich Neapel; auch diese schickte er sich an, endgiltig zu
	        
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