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Geschichte Rußlands vor Peter dem Großen.
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D. Die Entstehung der russischen Großmacht.
Bisher hatte der Gegensatz zwischen den Königreichen Schweden und
Polen die Geschichte des Nordostens von Europa bestimmt; im Anfange des
18. Jahrhunderts wurden beide Mächte von Rußland zur Seite geschoben.
Rußland, das bisher ein reiner Binnenstaat und von dem übrigen Europa
getrennt gewesen war, faßte Fuß an der Ostsee, stellte die lange gesuchte
Verbindung mit dem Westen her und warf sogleich seine gewaltige Macht
in den Kriegen der europäischen Staaten mit in die Wagschale. Im Kampfe
um das Dominium maris Baltici begann ein neuer Abschnitt; die politische
Gestalt der Ostseeländer erhielt ein anderes Aussehen.
§ 20. Geschichte Rußlands vor dem Regierungsantritt Peters des Die Russen.
Großen. Die Russen, bie zur slawischen Völkergruppe gehören, wohnten
ursprünglich am Dnjepr, an der Oka, Düna und dem Njemen, doch reichten
ihre Wohnsitze an keinem der genannten Flüsse bis zur Mündung. Eine
staatliche Organisation besaßen sie nicht; ihr Nationalgefühl war außer etwa
an den Grenzen gegenüber Finnen und türkischen Nomadenvölkern nur wenig
entwickelt.
Früh fanden die Normannen vom Finnischen Meerbusen aus den Die Nor-
Weg zu ihnen. Im Jahre 862 gründete Rnrik in Nowgorod am Jlmen- mannen-
see das Russische Reich; zwei seiner Mannen errichteten ein Fürstentum in
Kiew. Bald darauf liefen die Normannen mit ihren Schiffen zum erstenmal
im Bosporus ein und legten sich vor Konstantinopel, wurden aber da-
mals und später wiederholt zurückgeschlagen. Da ihnen die griechischen Kaiser
Handelsvorteile gewährten, entwickelte sich ein lebhafter Verkehr. Von hier
kam das Christentum zu den Russen (um das Jahr 1000). So wurde By- Christentum,
zanz für die Russen, was Rom für die Germanen geworden war. Damit
hing es zusammen, daß sie sich vom Abendlande abwendeten.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts trat ein neues, für die Geschichte Die Mon-
des russischen Volkes bedeutsames Ereignis ein: es wurde von den Mon- 90len-
golen unterworfen. Die Zeit der Fremdherrschaft, die die „Goldene Horde
von Kiptschak" ausübte, dauerte fast 250 Jahre (1238—1480).
Am Anfange des 15. Jahrhunderts führte Timur neue Mongolen-
stamme aus Zentralasien nach Westen, und wie sein Vordringen den Sieges¬
lauf der Türken auf der Balkanhalbinsel hemmte, so erschütterte es auch die
Herrschaft der Goldenen Horde an der Wolga. Die Großfürsten von
Moskau gewannen seitdem eine unabhängigere Stellung. Iwan III. Iwan m.
(1462—1505) vernichtete endlich das Heer des letzten Khans und wurde
der Befreier der Russen. Er nannte sich seitdem „Großfürst und
Selbstherrscher von ganz Rußland".
Da die Russen durch den Fall von Konstantinopel (1453) die Heimat
ihrer geistigen Kultur verloren hatten, regte sich jetzt nach ihrer Befreiung
von der Mongolenherrschaft in ihnen der Wunsch, mit den Ländern christ¬
licher Kultur im Abendlande in Verbindung zu treten. Iwan IV. „der Iwan iv.
Schreckliche" (1533—1584) gewährte deshalb den Engländern, die den See-
weg über Archangelsk entdeckt hatten, Handelsvorteile und zog Künstler,
Gelehrte und Kaufleute aus Westeuropa, namentlich aus Deutschland, in sein
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