§ 30. 31
Friedrich III. (I.) — Friedrich Wilhelm I.
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wogegen der Kaiser ihn als König in Preußen anzuerkennen versprach.
Am 18. Januar 1701 krönte sich Friedrich zu Königsberg als König in
Preußens nachdem er tags zuvor den Schwarzen Adlerorden (mit dem
Wahlspruch Sunm cuique) gestiftet hatte.
Die Erfüllung der im Krontraktat übernommenen Pflichten machte ^eiinahm-
dem Könige während der nächsten Jahre eine selbständige Politik unmöglich. ^en Erb-
Zwar erwarb sich das preußische Heer im Spanischen Erbfolgekriege (be- foi«efrteg.
sonders bei Höchstädt und Turin) unter seinem jungen, feurigen Führer
Leopold von Auhalt-Dessau den größten Ruhm; die Kosten jedoch, die
dem Staate aus dem langwährenden Kriege erwuchsen, waren fast uner-
schwinglich, und als sich der Nordische Krieg seinem Gebiete näherte, konnte
der König nicht daran denken, Partei zu ergreifen, trotzdem er Preußens
Interessen weit mehr berührte als der Spanische Erbfolgekrieg; ja er war
sogar außerstande, seine Grenzen zu schützen.
Aus der „Orauischeu Erbschaft" (vgl. § 19) erwarb Friedrich Neuen-
bürg, Mörs und Liugen, durch Kauf die Grafschaft Tecklenburg.
§ 31. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war seinem Vater sehr J™dUch
unähnlich. Schon als Knabe hatte er oft eine erschreckende Heftigkeit
und unbeugsamen Eigensinn gezeigt. Die verschwenderische Pracht, die
sein Vater so sehr liebte, verachtete er ebenso wie die geistigen Beschäfti-
gnngen, die seiner Mutter Bedürfnis waren. Ein stommer Christ, war
er dem Pietismus zugetan, der von Spener und August Hermann
Francke, dem Begründer des Waisenhauses in Halle, ausgebildet worden
war, zugleich ein Mann von geradem, deutschem Charakter, von klarem
Verständnis für die Bedürfnisse des praktischen Lebens und von eiserner
Willenskraft, wo es galt, eine als richtig erkannte Maßregel durchzuführen.
Als König war er der Überzeugung, daß die Souveränität, die er Innere
als »rocher de bronze« den ostprenßifchen Ständen gegenüber „stabilierte",
ihm das Recht gebe, von feinen Untertanen unbedingten Gehorsam zu
fordern, ja sich als Herrn über ihr Leben und Eigentum zu betrachten, und
daß er nur Gott allein für feine Handlungen Rechenschaft schuldig sei.
Sein großes politisches Ziel war, Preußen durch ein starkes, aus
eigenen Mitteln unterhaltenes Heer nach allen Seiten unabhängig zn
machen. Er legte den Grund zu dem Bau, den sein großer Sohn aus-
geführt hat; feine Lebensarbeit war den Vorbereitungen zur Grüuduug
der preußischen Großmacht gewidmet.
Seine auswärtige Politik war zunächst durch die Rücksicht auf Pommern Auswärtige
beftimntt. Nach dem Frieden zu Utrecht (1713) griff er deshalb in den w h'
Nordischen Krieg ein (vgl. § 23). Nachdem er im Stockholmer Frieden
(1720) sein Ziel erreicht hatte, war sein Streben auf die Erwerbung von
i König in Preußen war die damals übliche Sprachform, ähnlich wie man von
dem Kurfürsten zu Brandenburg sprach. Einen tieferen Sinn hat es nicht gehabt,
wenn sich Friedrich der Große nach der Erwerbung von Westpreußen dem veränderten
Sprachgebrauche gemäß König von Preußen nannte.
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