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Das Zeitalter der Revolution.
§52
Georg III. § 52. England unter Georg III. Georg III. (1760—1820,
(1760-1820). § 40) und seine Günstlinge versuchten, die Macht der Krone auf
Kosten der des Parlaments zu vergrößern, und gerieten dadurch in
große Schwierigkeiten. Unter seiner Regierung erreichte die National-
schuld eine ungeheure Höhe; die Regierung nötigte daher die Ostindische
Kompanie, einen Teil ihrer Überschüsse an die Staatskasse abzuführen.
Der Versuch, auch die Kolonien zur Tilgung der Nationalschuld heran-
zuziehen, führte zum Unabhängigkeitskriege der Vereinigten Staaten
von Amerika.
Die (1600 gegründete) Englisch-Indische Handelskompanie, die zahl-
Handels, reiche Faktoreien (Madras, Bombay, Kalkutta) in Ostindien besaß, hatte
kompanie. daselbst mit dem Wettbewerb einer holländischen, dänischen und seit der
Mitte des 17. Jahrhunderts auch der von Colbert gegründeten, rasch auf-
blühenden französischen Handelskompanie zu kämpfen, bis Lord Clive den
mit den Franzosen verbündeten Nabob von Bengalen (1757) schlug und sein
Reich eroberte. Obwohl die Französisch-Jndische Kompanie die wichtigsten
Punkte ihrer Herrschaft 1763 zurückerhielt, löste sie sich nach einem vergeb-
lichen Versuche, die englische Macht zu stürzen, wenige Jahre später auf;
damit war die englische Kompanie ohne Konkurrenz.
Kolonien Um dieselbe Zeit wurde England auch in Nordamerika die vor-
amertta. herrschende Kolonialmacht. Während sich Süd- und Mittelamerikas die
romanischen Nationen bemächtigt hatten, war der Norden im 16. und
mit steigendem Erfolge im 17. Jahrhundert von England aus besiedelt
worden; Virginia und Nen-England waren die ersten Kolonien. Unter den
ersten Stuarts gründeten die Puritaner die Nen-England-Staaten (vgl. § 3),
unter den späteren führte William Penn die Quäker nach Pennsylvanien. Im
Frieden von Breda (vgl. § 11) wurde Neu-Amsterdam von den Niederländern
abgetreten, das von da an New Jork hieß. Dem mehr demokratischen Norden
gegenüber entstanden die aristokratischen Kolonien Nord- und Südcarolina,
in denen ausgedehnter Plantagenbau durch Sklaven betrieben wurde. Doch
war es das wirtschaftliche Ziel Englands, nur so weit, als es den eigenen
Interessen entsprach, eine Blüte der Kolonien zuzulassen; sie sollten nur Roh-
stoffe hervorbringen, die gewerblichen Erzeugnisse dagegen dem Mutterlande
entnehmen und keinen Handel treiben.
Um den germanisch-protestantischen Osten Nordamerikas legte sich dann ein
Kranz romanisch-katholischer Kolonien herum, indem sich an der Linie Lorenz-
ström—Kanadische Seen—Mississippi und in Florida Franzosen und Spanier
niederließen.
Kriege Nachdem die Engländer fünfzig Jahre lang (von der Thronbesteigung
Franzosen. Wilhelms III. bis zum Aachener Frieden) mit den Franzosen um den
Besitz Akadiens, d. h. der atlantischen Küstenlandschaften von Kanada
(jetzt Neuschottland), gerungen hatten, gewannen sie endlich in dem großen
Kolonialkriege, der gleichzeitig mit dem Siebenjährigen Kriege geführt
wurde (vgl. § 38 und 40), dank der kräftigen Unterstützung durch die
Kolonien das Übergewicht.
Washington In diesen Kämpfen zeichnete sich zuerst George Washington als
(1732-1799). Oberst der amerikanischen Milizen aus. Als Sohn eines wohlhabenden