Das Acker¬
gesetz des
Tiberius
Gracchus
Sturz des
Tiberius
Gracchus
164 Der Untergang der Republik
im Osten (200—168) beraubten Makedonien (200—197; 171—168),
Syrien (192—189) und Ägypten (168) der Großmachtstellung und
bereiteten die Einverleibung der zur Begründung einer Mittelmeer¬
herrschaft fehlenden Länder vor (Makedonien 148, Afrika 146,
Asien 133, Gallia Narbonensis 120).
Der Untergang der Republik. 133—27.
Erste Versuche, die Herrschaft des Senats zu brechen.
I33—83-
§ 134. Die beiden Gracchen. Um der fortschreitenden Verarmung
der Massen Einhalt zu tun und in Italien wieder einen freien, wehr¬
haften Bauernstand zu schaffen, entschloß sich nach einem ver¬
geblichen Reformversuch des Lälius der Volks tribun Tiberius
Gracchus zur Aufteilung des Großgrundbesitzes. Ohne den Senat
zu fragen, erneuerte er durch sein Ackergesetz vom J.
die in Vergessenheit geratene Bestimmung eines älteren Ge¬
setzes, wonach niemand mehr als 500 Morgen vom Gemeindeland
besitzen durfte. Um die Durchführung seines Gesetzes zu erleichtern,
gestattete Tiberius für zwei erwachsene Söhne einen Mehrbesitz von
je 250 Morgen. Das freiwerdende Land sollte von den Besitzern
gegen Entschädigung geräumt und, in Bauerngüter zu je 30 Morgen
auf geteilt, als unveräußerliches Eigentum gegen eine jährliche Ab¬
gabe an arme Bürger vergeben werden. Mit der Ausführung des
Gesetzes wurde ein Ausschuß von drei Männern betraut.
Gegen den Antrag des Gracchus erhob, von der Senatspartei
gewonnen, der Volkstribun Oktavius Einspruch. Da ließ Tiberius,
nur den Volkswillen und das Volkswohl als oberstes Staatsgesetz
anerkennend, den unwürdigen Volksvertreter absetzen. Nach diesem
Verfassungsbruch ging das Ackergesetz durch. Tiberius selbst wurde
mit seinem Schwiegervater Appius Klaudius und mit seinem jüngeren
Bruder Ga jus in den Ausschuß gewählt. Um der drohenden An¬
klage zu entgehen, bewarb er sich — wiederum entgegen der Ver¬
fassung — um das Tribunat des nächsten Jahres, wurde aber
während der Wahlhandlung von bewaffneten Senatoren unter
Führung des Scipio Nasika mit 300 seiner Anhänger erschlagen
(Herbst 133). Die Gesetzgebung des Gracchus blieb bestehen, doch
wurde auf Betreiben des Scipio Ämilianus dem Dreimänner-Aus¬
schuß die Gerichtsbarkeit über das streitige Land entzogen und
den Konsuln übertragen. Scipios plötzlicher Tod befreite die Volks¬
partei von einem einflußreichen Gegner. Trotzdem kam das von
Tiberius Gracchus begonnene Werk erst wieder in Fluß, als der
jüngere Bruder des Erschlagenen das Tribunat erhielt.
133