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Der Untergang der Republik
dieser Not ernannte der Senat Po mp ejus zum Oberfeldherrn. Nach
anfänglichen Erfolgen ward dieser von Sertorius zum Rückzuge nach
dem Ebro gezwungen. Auch nach der Vereinigung des Pompeius
und Metellus und nach dem Eintreffen von Verstärkungen aus Italien
behauptete sich Sertorius im Kleinkriege, bis eine von Perperna
angezettelte Verschwörung im eigenen Lager dem Leben und Wirken
des kühnen Mannes ein Ziel setzte. In Oska fiel Sertorius bei einem
Gastmahl unter den Streichen seiner römischen Mörder. Perperna
übernahm den Oberbefehl, wurde aber geschlagen, auf der Flucht
gefangen und getötet. Pompejus ordnete die Verwaltung Spa¬
niens und errichtete in den Pyrenäen an der Grenze Spaniens und
Galliens ein Siegesdenkmal seiner Taten.
Herstellung 3. Das erste Konsulat des Pompejus. Durch die Er-
dezischenni’ folge des Sertorius in Spanien ermutigt, regte sich auch in Rom
Re°Jte die Volkspartei. Um sie zu beschwichtigen, beantragte der Konsul
Kotta im Jahre 75 die Zulassung der Tribunen zu den höheren
Ämtern. Das Volkstribunat wurde damit wieder ein erstrebens¬
wertes Ziel für Begabte und Ehrgeizige. Pompejus und Krassus,
die Sieger im Sklavenkriege (§ 143), bewarben sich für das Jahr 70
um das Konsulat, ohne ihre Heere zu entlassen. Der Widerstand des
Senats gegen die Wahl veranlaßte die bisherigen Gegner, sich zu
versöhnen und an die Spitze der Volkspartei zu treten. Als Konsul
stellte Pompejus die tribunizischen Rechte in ihrem vollen Um-
Die fange wieder her. Der Prozeß gegen Verres, den Statthalter von
barkeit wü-d Sizilien, enthüllte die Unzulänglichkeit der senatorischen Gerichte
Senatoren, und gab den Anlaß zu einem Gesetz, kraft dessen die Gerichtsbarkeit
Rschartnz-U' zwischen Senatoren, Rittern und Schatztribunen geteilt wurde.
tribuneage-Aber ^ie Rechtspflege besserte sich nicht. Bei der Prüfung der
Senatsliste wurden 64 Senatoren gestrichen.
Pompejus lebte nach seinem Konsulat als Privatmann in Rom.
§ 142. Der letzte Kampf des Mithradates. 74—63. 1. Der pon-
tische Krieg des Lukullus. Die fast ununterbrochene Frie¬
denszeit nach dem Vertrage von Dardanos (§ 138) benutzte Mithra¬
dates zu umfassenden Rüstungen für den Entscheidungskampf mit
Rom. Auf Sertorius (§ 141, 2) und die Seeräuber (§ 144) gestützt und
durch Tigranes von Armenien, seinen Schwiegersohn, im Rücken
gedeckt (§138), fiel er im J. 74 in Bithynien ein, um den Römern die
Erbschaft des Nikomedes zu entreißen. Der Konsul Kotta wurde
bei Kalchedon zu Lande und zu Wasser geschlagen, Kyzikos belagert.
Lukuiius Aber Lukullus eilte aus Kilikien zum Entsatz heran, zwang das
BhhynTen durch Hunger, Kälte und Seuchen geschwächte Landheer des Königs
und Pontos zum Abzüge und vernichtete die pontische Flotte. Mithradates ent¬
kam durch den Bosporus. Die Römer eroberten Bithynien und
drangen in Pontos ein (73). Bei Kabera geschlagen, suchte Mithra-