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Königs Zedekia unternommene Befreiungsversuch des Volkes 587 
zur Zerstörung Jerusalems. Die meisten Juden wanderten in 
das babylonische Exil. Der Kern der Ausgetriebenen hielt jedoch 
auch in der Verbannung an seiner Nationalität und seinem Glauben 
fest, belehrt und getröstet durch die Propheten Ezechiel, Daniel 
und Deuterojesaja.x) Der Verlust der nationalen Unabhängig¬ 
keit und die Leiden des Volkes dienten dazu, der Umwandlung 
der Volksreligion in eine Weltreligion die Wege zu ebnen. 
538 gestattete Kore sch (Cyrus) den Verbannten die Heim¬ 
kehr. In dem neuerbauten Jerusalem erstand auf Zion ein neuer 
Tempel, dessen Kosten der Perserkönig Darius übernahm. Seit 
Einführung des sog. „Priesterkodex“ des Esra durch Artaxerxes 
war die Theokratie begründet, die Leitung des Volks in die Hand 
der Priesterschaft gelegt. 
§ 4. Die Völker und Staaten Kleinasiens. 
1. Land- und Völkerwelt. Wie die Phönicier zur See, so 
bildeten die kleinasiatischen Stämme zu Lande die Vermittlung 
zwischen der asiatischen und der hellenischen Welt. Kleinasien heißt 
die von Asiens Kern nach W. vorspringende Halbinsel, die im S. 
vom Mittelländischen Meer begrenzt, im W. durch das Agäische 
Meer, den Hellespont, die Propontis und den Bosporos von 
Europa geschieden, im N. durch den Pontos Euxeinos bespült 
wird. Die Westküste ist besonders reich an Buchten, vor ihr 
liegen viele herrliche Eilande. Im S. zieht sich, meist nicht weit 
vom Meer, das Taurosgebirge von W. (Chelidonisches Vorgebirge) 
nach 0., wo es im Amanos Syrien begrenzt und im NO. mit 
dem armenischen Hochland in Verbindung steht. Das Innere, 
ein Hoch- und Tafelland, fällt nach N. steil, nach W. in herrliche 
Hügellandschaften mit bedeutenden Erhöhungen (Tmolos, Sipylos, 
Olymp os, Ida) ab. Von S. nach N. strömt in der Mitte der 
Halys, nach W. der Mäander und Hermos. Das Klima war 
besonders im W. günstig, der Boden im Innern zwar wasserarm, 
aber nicht unfruchtbar, im W. teilweise ausgezeichnet. Durch 
seine Lage ist Kleinasien eine Durchgangsstätte der wandernden 
Völker gewesen und immer das Land geblieben, wo Osten und 
Westen sich begegneten. 
a) Das westliche Kleinasien. Alles Land westlich vom 
Halys und nördlich von den pisidischen Gebirgen war von nahe¬ 
verwandten Völkerschaften indogermanischer Abstammung, die den 
thracischen Stämmen am nächsten standen, bewohnt. Die Mitte 
1) Mit diesem Namen bezeichnet man den unbekannten Verfasser 
der Kap. 40 — 55 der Schrift des großen Jesaja, die in der Gefangenschaft 
entstanden sind; die Kap. 56 — 66 weist die Forschung einem Trito- 
jesaja zu.
	        
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