Die Perserkriege und das Emporsteigen der Macht Athens
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Aber 454 trat ein Rückschlag ein: die athenische Flotte insch^aügck^ie
Ägypten, etwa 200 Trieren stark, ward von den Persern abgeschnitten deriage in
und vernichtet, so daß die Athener im ersten Schrecken vor dem jetzt Ägyptea
drohenden Angriff der Perser die Bundeskasse von Delos nach Athen
in Sicherheit brachten. Doch unterblieb der persische Angriff, und
als es nun den Bemühungen des aus der Verbannung zurückge¬
kehrten Kimon gelang, einen Waffenstillstand mit Sparta zu ver¬
mitteln, konnte Athen sogar seinerseits wieder die Offensive er¬
greifen: mit einer bedeutenden Flotte begann Kimon die Eroberung
von Cypern, starb aber bei der Belagerung von Kition (449). Die
herannahende persische Entsatzflotte ward von den Athenern bei
Salamis auf Cypern geschlagen, und diesen letzten Erfolg benutzte beissai1eagmis>
Perikies, der mittlerweile eingesehen hatte, daß der Doppelkrieg Friede
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Athens Kräfte überstieg, zu Friedensunterhandlungen mit dem
Perserkönig. Ob ein wirklicher Friede zustande kam, ist nicht
ganz sicher, jedenfalls schied der Perserkönig aus der Reihe
der Kämpfenden aus und respektierte von da an das Gebiet
der Athener, die sich nun auch ihrerseits der Feindseligkeiten
enthielten. Es war Zeit: denn 447 bereiteten die thebanischen
Verbannten den Athenern eine schwere Niederlage bei Koro - Niederlage
neia, die ihnen Boeotien, Phokis, Lokris, Achaja und Megara neia. Friede
kostete, und als nun auch Euboea abfiel und ein spartanischesmltSparta'
Heer in Attika einrückte, da schien der Zusammenbruch der
athenischen Macht unvermeidlich. Allein Perikies wußte die Spar¬
taner (durch Geld?) zum Abzug zu bewegen, dann unterwarf er in
raschem Angriff Euboea und schloß mit den Spartanern, die nicht
viel weniger erschöpft waren, als Athen, die dreißigjährigen Friedens¬
verträge (445). Athen verzichtete auf eine Führung zu Lande,
von seinen Eroberungen blieben nur Aegina und Naupaktos in
seinen Händen.
§ 71. Blüte Athens während der Friedensjahre 445—431. Es ist
bezeichnend für die Stellung des Perikies, daß sie durch den Aus- Stellung
gang des großen Krieges nicht im geringsten erschüttert ward. Sie nchkeit d.
beruhte neben seiner unstreitigen Befähigung als Staatsmann und PenkIes
Feldherr zunächst auf seiner persönlichen Uneigennützigkeit; von
Hause aus reich und vornehm, trat er dem Volk mit Würde ent¬
gegen und hatte es nicht nötig, ihm um des eigenen Vorteils wegen
irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Dazu kam seine glän¬
zende Rednergabe, durch die er das Volk nach seinem Willen voll¬
ständig zu leiten wußte: ,,nur dem Namen nach,“ sagt Thukydides,
„gab es eine Volksherrschaft in Athen, in Wirklichkeit die Herrschaft
des ersten Mannes“. Seine amtliche Stellung war die des obersten
Feldherrn, wozu er Jahr für Jahr aufs neue vom Volk ernannt ward,
das ihm eben dadurch sein Vertrauen bewies; außerdem sorgte er
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