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156 Der Verfall der universalen Gewalten 1254—1517
Südlich des Mains traten hauptsächlich die Pfalz unter der
älteren Linie der Wittelsbacher, Baden unter Markgrafen aus dem
Hause der Zähringer und die Burggrafschaft Nürnberg unter den
Hohenzollern hervor. Das Herzogtum Bayern behauptete die alten
natürlichen Grenzen. Die Herzogswürde kam 1180 an das Haus
Wittelsbach, das sich später in eine pfälzische und bayrische Linie
teilte, von denen erstere auch den größten Teil des alten bayrischen
Nordgaus erhielt, der jetzt Oberpfalz genannt wurde. Die von den
Bayern kolonisierten, vom Mutterlande gelösten Alpengebiete, die
Grafschaft Tirol, die Herzogtümer Österreich, Kärnten, Steiermark
und Krain kamen an das Haus Habsburg. In Schwaben wurde
am frühesten das Elsaß selbständiger; sein südlicher Teil und der
gegenüberliegende rechtsrheinische Breisgau kamen an die Habs¬
burger. Im Gebiete des Neckar erweiterten die Grafen von Württem¬
berg energisch ihre Macht. In Oberschwaben entwickelte sich die
schweizerische Eidgenossenschaft im Kampfe gegen Habsburg. Vom
Herzogtum Lothringen erhielt sich der südliche Teil unter diesem
Namen, während der nördliche Teil zersplitterte. Es entstanden
daraus die Herzogtümer Brabant und Limburg, die Grafschaften
Hennegau und Namur, die Herzogtümer Cleve, Jülich, Geldern,
Luxemburg und Berg. Auf friesischem Stammesgebiete ent¬
wickelten sich an der Mündung der Schelde und des Rheins die
Grafschaften Seeland und Holland, östlich vom Zuidersee erhielt
sich der Name Friesland. Sein westlicher Teil (bis zum Dollart)
wurde burgundisch, der östliche zum Teil von den Grafen von
Oldenburg unterworfen, zum Teil von Häuptlingen regiert, unter
denen seit Anfang des 15. Jahrhunderts das Geschlecht der
Cirksena die Herrschaft gewann.
Der Handei §145- Die Städte. Äußere Entwicklung. Der Handel vollzog
sich örtlich jetzt nur noch auf dem Marktplatze, dorthin mußte
der Landmann, der Fremde, zu Kauf und Verkauf kommen. Die
Zahl der Jahrmärkte und „Messen“ stieg. Im Überlandverkehr er¬
folgte durch die Oberdeutschen (Ulm, Wien, Augsburg, Nürnberg,
Straßburg) der Austausch deutscher Fertigwaren und Rohstoffe
gegen solche des Südens und Ostens in Venedig und Genua, später
auch in Lissabon; in Flandern, (Brügge, Gent, Ypern, später beson¬
ders Antwerpen) wuchs dieser Kreis zusammen mit dem rheinischen und
dem niederdeutschen, der außer von Köln besonders von Hamburg,
Lübeck, Danzig und zu Lande von Frankfurt und Breslau den indu¬
strielosen Norden bzw. Osten versorgte, gestützt auf die Privilegien
seitens der Landesherren; die Kontore in London (Stalhof), Brügge, Ber¬
gen (deutsche Brücke), Nowgorod (der Peterhof) waren ihre Haupt¬
sitze, Wolle bzw. Tuche, Pelzwerk, Metalle ihre Hauptwaren; daneben
spielte der Fang und der Vertrieb des Herings eine wichtige Rolle.