§ 119.
Der Schwedisch-französische Krieg.
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Hebung des Restitutionsedikts gewähren und die Schweden aus Deutsch-
land vertreiben; für sich selbst hoffte er ein größeres Fürstentum zu
erwerben. Als er aufgefordert wurde, Regensburg zu entsetzen, leistete
er, wenn auch mit Widerstreben, Folge und zog nach Niederbayern, hielt
aber einen Winterfeldzug für undurchführbar und ging nach Böhmen
zurück. Hier war der Mittelpunkt der kaiserlichen Macht, den er gegen
den Angriff der Schweden und Sachsen schützen wollte.
Inzwischen war schon in Wien unter Mitwirkung Maximilians an W-uenstem-
seinem Sturze weitergearbeitet worden. Da er also jetzt eine zweite0tur3 lb34'
Entlassung ohne Dank und Lohn vor sich sah, blieb er in Pilsen und
versicherte sich der Ergebenheit feiner Offiziere durch den „Pilsener Revers".
Ohne von diesem Schritte zu wissen, sprach der Kaiser zuerst insgeheim,
dann öffentlich seine Absetzung aus, erklärte ihn für einen Verräter und
gab Befehl, ihn zu beseitigen; seine Offiziere gewann er durch Belohnungen
und Versprechungen. Als die meisten von ihnen mit ihren Regimentern
Wallenstein verlassen hatten, begab sich dieser mit etwa 1000 Mann nach
Eger und forderte Bernhard von Weimar auf, näher heranzurücken, um
sich mit ihm zu vereinigen. Am Tage nach dem Einzüge jedoch wurdeu
die ihm treu gebliebenen Generale Jllow, Terzka und Kinsky bei einem
Bankett aus dem Rathause, er selbst im Hause des Bürgermeisters ermordet
(25. Februar 1634)*).
Wallensteins Heer trat unter den unmittelbaren Oberbefehl des Kaifers
und erfocht noch in demselben Jahre unter Ferdinand, dem Sohne des
Kaisers, und Gallas über das schwedische Heer den Sieg bei Nörd-Nördiwgen
l in gen, wo Horn gefangen wurde; Bernhard von Weimar ging über 1634'
den Rhein. Der schwedische Einfluß in Süddeutschland war gebrochen;
auch in Norddeutschland folgte der allgemeine Abfall. Johann Georg
von Sachsen schloß mit dem Kaiser in Prag einen Sonderfrieden (1635); Friede zu
Ferdinand verzichtete vorläufig auf die Durchführung des Restitutions»Vms 1635
ediktes und trat an Sachsen die Lau sitzen ab, die der Kurfürst schon
vorher in Besitz genommen hatte. Auch Brandenburg trat dem Frieden
bei, ebenso die Fürsten des niedersächsischen Kreises und zuletzt die meisten
Reichsstände.
§ 119. Der Schwedisch-französische Krieg (1635—1648). Nach dem Frankreichs
Prager Frieden wurde der Krieg von dem Kaifer und den auswärtigenem9mfeTL
Mächten im wesentlichen um ihre politischen Interessen geführt. Frank¬
reich, dessen Politik zunächst noch vom Kardinal Richelieu und nach
dessen Tode (1642) von Mazarin geleitet wurde**), erklärte dem Kaiser
*) In seinen Fall wurde auch sein Vertrauter, der schiefische, lutherische Edelmann
Hans Ulrich vou Schaffgotsch, der früher dem „Winterkönig" angehangen hatte,
verwickelt und (in Regensburg) hingerichtet. Seine Kinder traten zum Katholizismus
über, büßten aber einen Teil des väterlichen Erbes (Trachenberg) ein und wurden
auf die Herrschaft Kynast-Greissenstein beschränkt.
**) Genaueres über ihn siehe Teil VI, § 8.